Hamburg. "Ein, zwei, drei, vier!", brüllt Beat Boy Delles und zeigt eine Schrittkombination aus dem Breakdance. "Seid ihr eingeschlafen, oder seid ihr gut drauf?" "Wir sind da!", schallt es von den jungen Workshop-Teilnehmern im Alter zwischen zwölf und 20 Jahren zurück. Sekunden später dröhnt die Rhythm-and-Blues-Musik aus den Boxen. Knapp 20 Jugendliche folgen jeder seiner Bewegungen. Mit dabei sind auch Alina Siemering (12) und Henrike Wittkowski (13). Die Freundinnen haben am Nachmittag bereits einen Tanzworkshop besucht "Die Schritte waren unterschiedlich schwer. Zwischendurch haben wir einzeln vor der Gruppe improvisiert", sagt Alina Siemering stolz.

Sie ist eine von knapp 110 Jugendlichen und jungen Erwachsenen (26 sagten kurzfristig ab - wegen Schweinegrippe), die eine Teilnahme für den Workshoptag des Vereins Crossover auf Kampnagel über das Abendblatt gewonnen haben. Gemeinsam mit den Partnern Allianz und Saga hat der Verein bekannte Hamburger Musiker, Sänger und Tänzer dazu gewonnen, einen Tag lang Einblicke in ihre Kunst zu geben und junge Menschen dazu zu animieren, verborgene Talente zu entdecken. Der Hamburger Rapper Samy Deluxe hat den Verein 2007 mit Julia von Dohnányi und dem Ex-Basketballprofi Marvin Willoughby initiiert, um das Miteinander unter Jugendlichen zu fördern.

Von gemeinsamem Spaß an der Kreativität ist an diesem Nachmittag viel zu spüren auf Kampnagel. In einem Probenraum ist Peter Schuldt vom Gospeltrain mit einer Gruppe mitten in einer stimmlichen Aufwärmübung. Zwei Stockwerke höher erklärt der Hannoveraner Rapper Rafael "Spax" Szulc 25 Kapuzenjackenträgern die Sprachcodes des Genres. "Gangster sein ist eine Form von Rebellentum, hat aber nichts mit Gewalt zu tun oder damit, Goldklunker zu klauen", sagt Szulc. "Es geht um Wortgewalt."

Es ist kurz nach 19 Uhr. Samy Deluxe bespricht sich mit "Tony" am Mischpult in der Halle k6. Gleich soll hier das zweite ausverkaufte "Dis wo ich hinkomm"-Konzert starten. Doch vorher hängen knapp 50 Jugendliche an seinen Lippen. "So ein Soundcheck lässt sich eigentlich gar nicht erklären. Den kann man nur zeigen", sagt Deluxe. Spricht's und geht auf die Bühne, um das mit seiner Band zu demonstrieren. "Da clasht doch was bei den Geigen", sagt Deluxe. Instrumentengruppen seiner 15-köpfigen Band intonieren Motive. Viel erklärt der Rapper nicht mehr. Macht nichts. Die Jugendlichen genießen seine Nähe. Ein Tag, der Schule machen könnte.