Störtebeker mit unerwarteten Tönen: “12 Meter ohne Kopf“ von Regisseur Sven Taddicken weiß durchaus zu gefallen

Piratenfilme standen bislang nicht unter dem Verdacht, besonders aufregend, geschweige denn sexy zu sein. Da musste erst Johnny Depp kommen, um als goldbezahnter Captain Jack Sparrow dem Genre den Fünfziger-Jahre-Muff auszutreiben. Und damit den Weg zu ebnen für eine (leicht verspätete) deutsche Variante, die Sven Taddicken nun mit "12 Meter ohne Kopf" vorlegt. Eine, die das Hollywood-Vorbild nicht kopiert und doch in ihrem Windschatten mitsegelt.

Taddicken, bekannt geworden mit dem bezaubernden Liebesdrama "Emmas Glück", konzentriert sich auf den wohl berühmtesten aller Piraten: auf Klaus Störtebeker und seinen Kompagnon Gödeke Michels. Dabei geht es dem Regisseur und seinem Drehbuchautor Matthias Pacht weniger um eine historische Rekonstruktion und einen Beitrag zur Legendenbildung als vielmehr darum, den Störtebeker-Mythos ironisch zu brechen. Mit schnodderiger, deftiger Sprache ("Fick die Hanse!"), Johnny Cash-Musik und sehr viel guter Laune.

Dass der titelgebende Lauf ohne Kopf im Film ausgespart wird, ist so konsequent wie klug - mehr als eine bluttriefende Splatterszene wäre wohl ohnehin nicht zu erwarten gewesen. Dann doch lieber WG-artiges Chaos auf Deck und pralle, recht unkriegerische Seeschlachten, oftmals in Zeitlupe gefilmt, die sich ausnehmen wie Räuber-und-Gendarm-Spiele auf Wasser. Gedreht wurde in Schleswig-Holstein, Stralsund, Dänemark und natürlich auf hoher See in historischen Koggen. Authentischer Look statt kostspieliger Spezialeffekte hieß die Devise - nicht nur aus Budget-Gründen.

"12 Meter ohne Kopf" erzählt die Geschichte einer Handvoll Jungs, die von der absoluten Freiheit träumen, von einem Leben ohne Bindung, in dem sich ein jeder nehmen kann, was ihm gefällt. Im Zentrum steht die große Freundschaft zwischen Störtebeker (Ronald Zehrfeld, "Der rote Kakadu") und Gödeke Michels (Matthias Schweighöfer, "Keinohrhasen"), die ihren Reiz, wie so oft im Film, aus der Gegensätzlichkeit der Figuren speist: Der sensible Störtebeker hat das Kämpfen satt und sehnt sich nach einem Leben als Gemüsebauer, für Großmaul Gödeke Michels würde Stillstand und Sesshaftwerden den Tod bedeuten. Störtebeker verliebt sich, Gödeke Michels hält es eher mit der Rockstar-Attitüde, dass Frauen zwar ein netter Zeitvertreib sind, aber letztlich nur Ärger bedeuten. Die eine kommt, die andere geht.

So albern und ausgelassen "12 Meter ohne Kopf" daherkommt, schlägt er doch auch leise Töne an. Und zeigt in der Schlussszene nicht zwei Piraten, sondern zwei Freunde.

++++- 12 Meter ohne Kopf Deutschland 2009, 102 Minuten, ab 12 Jahren, R: Sven Taddicken, D: Matthias Schweighöfer, Ronald Zehrfeld, täglich im Abaton, Cinemaxx, in den UCIs Othmarschen und Smart-City, Infos im Internet: wwws.warnerbros.de/12meterohnekopf