Mit Moderatorin Katrin Bauerfeind, Opernübertragungen und Wissensmagazinen setzt der Sender klar auf Qualität.

Hamburg. Viele Menschen finden, mit dem Fernsehen sei es wie mit dem Wetter: Beide würden immer schlechter. Das Fernsehen hat allerdings einen gewaltigen Vorteil: Im Gegensatz zum Wetter, das man je nach Temperament klaglos oder verärgert akzeptieren muss, bietet das Fernsehen jede Menge Alternativen. Die Zahl der zu empfangenden Sender pro Haushalt hat sich allein im zurückliegenden Jahrzehnt auf mehr als siebzig erhöht. Wer trotzdem über das Angebot meckert, ist bloß zu faul zum Suchen. Ein Blick ins 3sat-Programm zum Beispiel lohnt sich eigentlich immer; und das nun schon seit 25 Jahren.

Als 3sat am 1. Dezember 1984 auf Sendung ging, war in Deutschland kurz zuvor die Ära des öffentlich-rechtlichen Monopols zu Ende gegangen. Die schöne neue Fernsehwelt offenbarte sich zunächst allerdings nur jenen wenigen Tausend Zuschauern in Ludwigshafen und München, die an den Kabelpilotprojekten teilnahmen. Das Publikumspotenzial von 3sat setzte sich zum Sendestart aus 8000 Haushalten zusammen. Das Kürzel "sat" hat trotzdem seine Berechtigung, denn die Programme werden vom Satellit in die Kabelkopfstationen eingespeist.

Gründungspartner waren ZDF, ORF (Österreich) und SRG (Schweiz): drei Länder, ein Sender; das griffige Motto lautete damals wie heute "anders fernsehen". Im Dezember 1993 wurde die Gemeinschaft um die ARD erweitert, die zuvor ihren Kulturkanal Eins plus eingestellt hatte. An der Philosophie aber änderte sich nichts: 3sat ist laut Satzung ein werbefreies Gemeinschaftsvollprogramm des deutschen Sprachraums mit kulturellem Schwerpunkt.

Natürlich kann man die Definition auch kritisch gegen die Eltern wenden: 3sat (ebenso wie Arte) zeigt all das, was bei ARD und ZDF zur Hauptsendezeit keinen Platz hat, weil es nicht mehrheitsfähig ist, etwa eine Opernübertragung sonnabends um 20.15 Uhr (am 12. Dezember "Die Walküre"); oder einen Dokumentarfilm sonntags um 21.45 Uhr. Die Programmdirektoren würden zwar lauthals protestieren, aber Tatsache bleibt trotzdem: Kultur im engeren Sinne, also etwa in Form von Berichterstattung über aktuelle Ereignisse, findet bei den beiden Flaggschiffen kaum noch statt.

Andererseits müssten all jene, die regelmäßig den Niedergang des Mediums beklagen, eigentlich nur noch 3sat, Arte, ZDF-Neo oder den Theaterkanal einschalten: Wem selbst deren Programmleistungen nicht genügen, dem ist zumindest mit dem Fernsehen nicht mehr zu helfen. Schon die Qualitätsunterschiede zwischen 3sat auf der einen und ARD, ZDF und den dritten Programmen auf der anderen Seite sind offenkundig. Für einen Vergleich mit den Privatsendern fehlen schlicht die Maßstäbe. Mag ja sein, dass das Sendeschema nicht den Geschmack der Mehrheit repräsentiert; aber der aktuelle Marktanteil von 1,1 Prozent, der höchste in der Sendergeschichte, verdeutlicht auch, dass die Nörgler ARD und ZDF allzu selten mit dem Umschalten zur Alternative bestrafen.

Im Gegensatz zum in der Tat mitunter etwas elitär anmutenden Arte wird der Kulturbegriff bei 3sat jedoch viel alltagsnäher umgesetzt, und das beinahe buchstäblich; schon allein das tägliche Magazin "Kulturzeit" (montags bis freitags um 19.20 Uhr) müsste für die Zielgruppe des Senders eigentlich ein Muss sein. Und selbst wenn man die Thementage (am 6. Dezember "Weite Wege" über wichtige Menschheitsrouten) und die musikalischen Kultklassiker aus "Pop around the clock" (Silvester) nicht als Programmleistungen akzeptiert: 3sat hat mit "nano" (montags bis freitags um 18.30 Uhr) Wissenschaft bereits am 1. Dezember 1999 und damit zu einem Zeitpunkt ins Fernsehen geholt, als man bei den anderen Sendern noch nicht mal für möglich hielt, dass es je einen Wissenschafts-Boom im Fernsehen geben könnte. Und dann ist da ja noch das junge Sendergesicht Katrin Bauerfeind, die als Moderatorin des Kulturmagazins "Bauerfeind" (jeden ersten Mittwoch im Monat um 21.30 Uhr) für eine der wenigen öffentlich-rechtlichen Innovationen der letzten Jahre steht.

Daran soll sich auch nichts ändern, wenn kommendes Jahr die Redaktionen von 3sat und Theaterkanal zusammengelegt werden. Insgesamt stehen dem beim ZDF angesiedelten Sender für die kommenden drei Jahre 100 Millionen Euro für Fremd- und Eigenproduktionen zur Verfügung.