Kann man Kinder, Karriere und Mann kombinieren? Das neue Buch der Bestsellerautorin verrät, wie's geht.

Hamburg. Eines der Geheimnisse, warum uns Klatsch so interessiert, ist die Frage, ob andere Leute ähnliche Probleme, Sorgen und Schwierigkeiten haben wie wir selbst. Klatsch soll die Schönen und Mächtigen aufs Normalmaß reduzieren. Aber auch, wenn es nicht um Auffälligkeiten in Fürstenhäusern, skurrile Schönheitsoperationen oder Modesünden von TV-Sternchen geht, liest natürlich jeder gerne, wie's bei anderen so zugeht. Besonders wenn im Mittelpunkt des Geschehens die Klatschkolumnistin selbst steht.

Katja Kessler, Zahnärztin mit Doktortitel und dem frechsten Mundwerk im deutschen Journalismus, war ehemals Gesellschafts-Kolumnistin bei "Bild" und auch Bohlen-Biografin. Alles andere also als Normalmaß. Dass sie zudem mit "Bild"-Chefredakteur Kai Diekmann verheiratet ist und vier Kinder hat, scheint sie vollends vom Durchschnittsleben zu entfernen.

Typischer Fall von denkste. Katja Kessler ist nämlich nicht nur eine begnadete Kolumnenschreiberin, die von sich, ihrem Mann, den lieben Kleinen und ihrer Mutter Dinge erzählt, die uns alle schon genervt und gefreut haben. Nur wussten wir sie nicht so pointiert auszudrücken. Sie trifft punktgenau jene Ärgernisse und Missgeschicke, Peinlichkeiten und Probleme, die jeden stören. Vor allem jede Frau. Es sei denn, man lacht darüber. Und das kann man bei Kessler reichlich mit ihrem neuen Buch "Frag mich Schatz, ich weiß es besser".

Somit erzählt sie uns auch gar keinen Klatsch, aber sie lässt uns mitten hinein in ihr Leben blicken. Und was sehen wir da? Eine von uns. Die versucht, Kinder und Karriere, Mann und Macken, schlechte Angewohnheiten und beste Absichten Glück bringend zu kombinieren. Wer glaubt, das ginge nicht, hat recht. Aber man kann sich glatt drei Fußreflexzonen-Massagen und ein paar Mädels-Abende sparen, wenn man das hier liest. Hoffentlich ungestört vom Rest der Familie.

"Weltfrauentag?", schreibt sie beispielsweise. "Den gab's früher auch schon, sagt 'Schatzi'. Nur, da hieß er 'Frühjahrsputz'."

Ach, so ein Exemplar haben doch viele von uns auch zu Hause. Nur nennen wir es dann meist nicht mehr 'Schatzi', sondern geben ihm böse Kosenamen. Kessler hingegen beschreibt schreiende Kinder und einen Ehemann, der immer abwesend ist, statt zu helfen, und zwar punktgenau und mit Röntgenblick. Doch sie findet dabei Situationen, die zum Brüllen komisch sind. Und die sie mit viel Selbstironie übersteht. So muss man sie einfach beneiden, und zwar um ihr Talent, auch aus absolut unerfreulichen Zuständen noch das allerhöchste Lachpotenzial rauszuholen. "Ehemänner sind wie das 3 Euro 99 Spar-Menü bei McDonald's", weiß sie. "Du kriegst als Frau nicht nur den Whopper, den du bestellt hast. Sondern auch Pommes (die Schwiegermutti) und Cola (Exfreundinnen + langjährige Haushaltsperlen). Das musst du als Frau erst mal verdauen."

Ehefrau, Mutter, Gattin mit Gesellschaftsleben, wie will man das nur alles mustergültig hinbekommen? Irgendwo zwischen "Sex and the City" und "Desperate Housewife". Komik, so wissen wir, entsteht durch Scheitern. Wohl dem, der viele Möglichkeiten hat, zu scheitern. Sie kann nicht kochen: Na und? "Seit ich beschlossen habe, eine großartige Hausfrau zu werden, legt mir das Schicksal immer wieder fiese Prüfsteine in den Weg." Das ergibt jede Menge Stoff für lustige, lebensnahe Storys über Fischstäbchen, gut gemeinte Ratschläge von Mutter und Schwiegermutter oder einem Ehemann, der sich ebenfalls im Kochen übt.

Über Hamburg schreibt sie: "Das Schönste an Hamburg sind die Frauen. Dabei sind Hamburger Frauen nicht nur schön. Es gibt sogar solche mit Brüsten." Über ihre lieben Kleinen weiß sie: "Sie schubst ihn, er zieht sie an den Haaren. Einig sind sie sich eigentlich nur darin, dass ein Tag unter 190 Dezibel ein verlorener Tag ist." Ob ein Umbau am Haus, Yoga und Pilates, Haushaltsgeräte mit Eigenleben, den Pizzaservice ("der größte Hausfrauen-Entsklaver nach Alice Schwarzer"), befremdliche Geschmackssünden von "Schatzi", Omas stets ins Leere laufende Bemerkungen - irgendwann ist einem diese Familie so nahe, als lebte man Tür an Tür mit ihr. Schön wär's.