Hamburg. Alle Jahre wieder gegen Jahresende findet nicht nur Weihnachten statt, sondern auch ein Stiftertag, bei dem die privaten Gönner der Elbphilharmonie über den jeweils akuten Stand der Dinge auf der Hamburger Kultur-Großbaustelle informiert werden. Beim letzten Mal fiel diese Bescherung wegen der damals gerade verhallten Kostenexplosion eher unschön aus, diesmal war Konsolidierung und wieder einmal demonstrative Zuversicht das zukunftsmusikalische Leitmotiv aller Verantwortlichen.

Generalintendant Christoph Lieben-Seutter verkündete, man wolle Gustavo Dudamel mitsamt seinem venezolanischen Jugendorchester als Residenzkünstler für vier Konzerte und Workshop mit Hamburger Jugendlichen für die erste Konzertsaison auf dem Kaispeicher A verpflichten. Die Bratschistin Tabea Zimmermann musste sich beim Vorgeschmack auf ihre baldigen Residenzkünstlerin-Konzerte in der Laeiszhalle für eine Portion Hindemith mit der trockenforschen Kampnagel-Akustik abplagen. Und ReGe-Chef Heribert Leutner zeigte frische Baustellen-Bilder. Alles in allem: vieles wie gehabt.

Das kann man von dem Konzert, das dieser Imagepflege-Veranstaltung folgte, nicht behaupten: Im Siebenachtel-Dunkel der Halle K6 wurde ein Flügel von mehreren Leinwänden umrahmt, auf einer von ihnen liefen Bild-Fantasien des Videokünstlers Robin Rhode, während Leif Ove Andsnes Mussorgskis "Bilder einer Ausstellung" Revue passieren ließ. Zum Warmwerden mit diesem Aufbau hatte es Schumanns "Kinderszenen" gegeben, die Andsnes mit solider Gelassenheit tadellos, aber leicht blässlich herunterspielte. Und schon war man mitten im Dilemma - ob Musik zur Wirkungssteigerung Bilder benötigt oder dadurch zur Beilage reduziert wird; ob ausgerechnet Musik, die sich auf Bilder bezieht, weitere Bilder verträgt. Ob das alles zielführend ist im Sinne einer Musik-Vermittlung unter anderen Vorzeichen?

Rhodes Filme waren apart inszeniert und hielten sich von offensichtlichen Parallelen fern, sie zeigten grafische Elemente, einen wegflitzenden Hahn oder Künstlerfinger, die über eine Tastatur aus Kreidestäbchen huschten. Alles sehr schön, alles sehr künstlerisch. Insbesondere der Schluss, als beim "Großen Tor von Kiew" ein Trockendock geflutet wurde, in dem ein Konzertflügel dekorativ-dramatisch in den Wellen versank, lieferte Impressionen, die weit von Konzert-Konventionen entfernt waren.

Man kann das so machen. Man kann es aber auch lassen, wenn - wie hier - unklar bleibt, wo das Zwingende und Horizonterweiternde zu erkennen ist.