Ein durchaus gemütlicher Abend mit einer norwegischen Sängerin und ihrer Band: Rebekka Bakken in der Fabrik.

Hamburg. Nehmen Sie mal ein norwegisches Telefonbuch... nein, so etwas benutzt ja heute niemand mehr. Also benutzen Sie mal Google Earth und landen Sie auf einem beliebigem Punkt irgendwo in Norwegen: Im nächsten Ort gibt es bestimmt eine Sängerin und Songschreiberin. Selbst auf den abgelegenen Lofoten wird man noch fündig mit Kari Bremnes. Wahrscheinlich ist da oben an jede Lachsfarm eine Sängerinnen-Farm angeschlossen.

Man kann also durchaus von norwegischer Übersättigung sprechen, wenn eine Künstlerin wie Rebekka Bakken nach Hamburg kommt. Denn egal, was die schreibenden Kollegen an Superlativen ("Quellnymphe des Pop") vorab aus den Federn quetschte, die 1970 bei Oslo geborene und in Wien lebende Bakken ist vor allem so kuschelig und anschmiegsam wie die grauen Wander- und Funktionspullover, die am Freitag in der gut gefüllten Fabrik den männlichen Teil des Publikums zierten.

Klar, sie ist eine gute Sängerin, die ihr "Ouououou" in "Like Cologne" so lange ziehen kann, bis tatsächlich ein Bierglas klirrt, aber vor allem ist so ein Abend die Entdeckung der Gemütlichkeit. "Sometimes", "I Can Always Forget" und "No Easy Way" ziehen sich begleitet von Orgel und Slide-Gitarre dahin wie ein "Hurtigruten"-Dampfer voller schlotternder Rentner, und als wäre das nicht genug, improvisiert Rebekka Bakken auch noch auf deutsch und englisch nicht enden wollende Ansagen über Themen, die Frauen bewegen: Schminke (als Einleitung zu "Powder Room Collapse"), Jeans ("Jeans is all about Arsch"), Auftritte bei Hochzeiten und Orientierungsprobleme beim Joggen um die Binnenalster.

Zeit wird relativ, Namen von musizierenden norwegischen Männern ziehen am inneren Auge vorbei (Dimmu Borgir, Turbonegro, Immortal... auch die schminken sich gerne) und Namen von Frauen, mit denen Bakken bestimmt oft verglichen wird (Diana Krall, Norah Jones), da stört ein bimmelndes Handy die süßen Wachträume. "Sieh an, das ist gestern auch schon passiert. Die klassische Nokia-Melodie". Rebekka Bakken spielt weiter, zwei Stunden und drei Zugaben sind es am Ende.

Nicht die Spur unterkühlt war sie, auch nicht spektakulär, sondern irgendwie angenehm gesellig. Vielleicht ist etwas dran am ersten deutschen Satz, den sie in der Schule gelernt haben will: "Ich bin ein Hamburger".