Knallig fängt's an. Aber das ist nur ein Rückblick. Ein Gewalttäter hat eine Familie überfallen, erschießt die Eltern, die halbwüchsige Tochter muss alles miterleben. Doch danach schwingt sich die neue Bella Block zu einem psychologisch spannenden und auch spannend gedrehten Krimi mit schönen Hamburg-Szenen auf. Regisseur Max Färberböck schrieb und inszenierte 1993 die ersten Bella-Block-Filme. Jetzt hat er sich zum ersten Mal wieder mit der Kommissarin beschäftigt. Entstanden ist ein packender Krimi, der durch großartige Schauspieler, denen sich Michael Wieswegs Kamera auch ausführlich widmet, überzeugt. Bauchgefühl statt Ballern erzeugt hier die Spannung. Bella Block fängt in "Vorsehung" erst richtig an. Mit einem neuen Leben. Aber sie hat ihre neue Rolle noch nicht gefunden. Bella hat den Polizeidienst quittiert und will sich das Leben ein bisschen schön machen. Doch ihre Spürnase zittert weiter. Sie sucht Ablenkung und immer noch den Kontakt zu alten Kollegen wie Jan Martensen (Devid Striesow). Eine grausige Ahnung lässt sie nicht los. Schließlich bemerkt sie durch Zufall, dass der Mörder des Elternpaares, den sie vor 17 Jahren gefasst hat, aus dem Gefängnis entlassen worden ist. Kein Verbrecher hat sie je so beunruhigt wie dieser Mörder, dessen Motive im Dunkeln blieben. Wotan Wilke Möhring spielt den ehemaligen Gewalttäter mit so einschneidender Ruhe, mit so kalter Normalität, dass man gar nicht anders kann, als ihn gebannt zu beobachten und darauf zu warten, dass er einen Fehler macht. Aber mit der jungen Frau (Katharina Schüttler), die er kennenlernt, geht er scheinbar ziemlich normal um.

Die Überlebende von damals, die Tochter des ermordeten Ehepaares, hat inzwischen selbst eine Familie. Tanja Schleiff spielt sie mit kargen Ausdrucksmitteln viel zu minimalistisch, und man fragt sich: Wer ist der größere Psychopath, sie oder der Mörder? Pierre Besson dagegen ist ein Ehemann, der mit Kraft und Furor seine (vielleicht doch nicht so) heile Welt zu verteidigen sucht.

Bella Block beobachtet eine Annäherung des Täters an die junge Frau. Retraumatisiert gerät die Frau, wie die ganze Familie, erneut in den Sog der Tat. Bella befürchtet das Schlimmste - eine Art Wiederholung des Verbrechens von damals. Doch wie soll sie vorgehen, wenn nichts geschieht? Was kann sie tun?

Hannelore Hoger gibt Bella Block im Ruhestand eine gehörige Portion Entspannung und Gelassenheit. Aber gerade der Kontrast zu der lauernden Anspannung des möglichen Opfers, des möglichen Täters, gibt dem Film die Tiefe, die so fesselt. Höchste Krimi-Qualität.