Mal vorweg: Ein epochales Ereignis wie Mauerbau oder Flutkatastrophe waren die Spät-50er-Querelen rund um den TV-Koch Clemens Wilmenrod nicht, er selbst für den Zeitgeist nicht ganz so bedeutend, wie es uns Autor Lothar Kurzawa und Regisseur Kaspar Heidelbach in dramaturgisch legitimer Zuspitzung weiszumachen versuchten, und es soll sogar Zeitgenossen gegeben haben, denen Wilmenrods legendäres Arabisches Reiterfleisch ziemlich Wurst war.

Sei's drum: ein Kapitelchen Zeitgeschichte war diese erste selbst geschaffene TV-Kunstfigur schon und das nicht unamüsanteste dazu trotz Wilmenrods späterem tragischen Abgang. So machte denn auch dieser Film um ihn einigen Spaß, vor allem wegen seines Hauptdarstellers Jan Josef Liefers.

Der war fast so eitel, süffisant, kokett wie das Original, strahlte einen ähnlich pomadisierten Charme aus, mit einem Schuss augenzwinkernder Ironie dabei, dass man ihm (wie einst dem "echten" Wilmenrod) fast alles verzieh, die Snobberei und bombastisch aufgeblähten Speisenamen, die Flunkereien mit seinen angeblich weltweiten Reisen (wie bitte hätte sich ein mäßig bezahlter Provinzschauspieler dies leisten können?), schließlich das in seinen Shows kaum verhüllte Product-Placement, das man noch hässlich, schlicht und treffend "Schleichwerbung" nannte. Im Vergleich zu heutiger Werbe-Trampelei zeichneten sich allerdings Wilmenrods dezente Hinweise auf den "guten Pott" aus Flensburg durch verschämte Anmut aus.

Einige Unebenheiten in Buch und Regie konnten nicht ganz übersehen werden: Die materielle Ärmlichkeit der nur in der Erinnerung "goldenen" 50er war etwas zu glamourös eingefangen. Es ging damals, bei aller Wirtschaftswunderei, entschieden bescheidener zu. Dann: Wieso nahm sich das biedere Provinztheater, wo der junge Wilmenrod seine frühen Schauspiel-Schritte tat, wie das heutige Hansa-Theater aus? Und warum rückte einmal der Schriftzug eines bekannten Restaurants in Hamburgs Norden so nachdrücklich ins Bild? Am Ende ein bisschen Product-Placement à la Wilmenrod?