Nazi-Klamotten und ein bisschen Pyrotechnik. Das Konzert von Marilyn Manson im Docks zeigt: Der 40-Jährige hat seinen Zenit überschritten.

Hamburg. Bereits nach fünf Liedern hat Marilyn Manson Hakenkreuze auf die Bühne des Docks projiziert, Wehrmachtshelme aufgesetzt, ins Publikum gespuckt, sich in eine Deutschlandfahne gehüllt, die Geste des gekreuzigten Jesus Christus imitiert und irgendwas in Brand gesetzt - wahrscheinlich eine Bibel. Schockiert zeigt sich davon niemand mehr. Mansons Gesten, überholte Zitate aus der Mottenkiste, sorgen gerade mal für ein müdes Lächeln.

Das Konzert des (Ex-)Schockrockers Manson am Sonnabend war für die Sporthalle angesetzt, wegen der geringen Nachfrage musste es ins deutlich kleinere Docks verlegt werden. Die Show zeigt: Marilyn Manson hat seinen Zenit überschritten. Der 40-jährige Rockstar ist nicht mehr das unnahbare Zwitterwesen, keine relevante Kunstfigur, sondern sein erschöpftes Selbst.

Etwas benommen bewegt sich der Sänger in seinen engen schwarzen Hosen und zerschlissenem Unterhemd. Nach fast jedem Song eilen Roadies zu Manson, um ihn abzutrocknen. Er nimmt Tabletten auf der Bühne ein, bekommt eine Atemmaske verpasst. Für seinen auf Hass gepeitschten, heiseren Schreigesang braucht er schließlich Luft, obwohl beim Hamburg-Konzert offensichtlich auch etwas Playback im Spiel ist.

Manche der Fans stört all das zuerst nicht. Das Gitarrengewitter ist super-aggressiv, die elektronischen Effekte sind so schonungslos, wie man es gewohnt ist. Es gibt ein Best-of-Konzert mit neuen und alten Hits, zu denen sich die satanische Pommesgabel-Geste schwingen lässt: "Disposable Teens", "The Dope Show", "We're From America" und "Sweet Dreams" werden gespielt und bei dem - für Marilyn-Manson-Konzerte - obligatorischen Mitmach-Chor "We Hate Love. We Love Hate!" stimmen viele Fans mit ein. "Zugabe" wird aber kaum gerufen.