Der Trompeter Sergej Nakariakov und die Philharmoniker umkreisen die amerikanische Moderne.

Hamburg. "Dirigierende Komponisten" heißt die Reihe, in der die Philharmoniker Hamburg immer mal einen zeitgenössischen Tonsetzer an ihr Pult holen. Am Totensonntagsmorgen gastierte der Berliner Christian Jost. Zu diesem Datum wollte das Programm auf den ersten Blick nicht recht passen, war doch von dem Jazzmusiker Chet Baker und dem für seine Filmmusiken berühmt gewordenen Erich Korngold die Rede. Tatsächlich aber standen Trauer und die Einsamkeit des Einzelnen im Mittelpunkt - und die Trompete, die sich an diesem Morgen von ihrer gebrochen-melancholischen Seite zeigte.

In Aaron Coplands "Quiet City" malten Stefan Houy und Melanie Jung als Orchestersolisten an Trompete und Englischhorn mit wenigen Motiven über kaum bewegten Streicherklangflächen ein Bild von so elegischer und zugleich kühler Kargheit, als wäre es von dem Maler Edward Hopper.

Josts "Pietà - in memoriam Chet Baker", eine halbstündige Meditation für Trompete und riesig besetztes Orchester, wärmte nicht eins zu eins Erinnerungen auf; nur einige Wendungen und rhythmische Muster des Jazz klangen in der Solotrompete an. Sergej Nakariakov spielte sie wie für sich und farblich so nuanciert, dass man Chet Baker stellenweise singen zu hören glaubte.

In Korngolds Sinfonie Fis-Dur schließlich riefen die Blechfanfaren und breiteten die Streicher Landschaftspanoramen aus, wie es sich für einen Hollywoodschinken gehört - und dann wieder grüßten Richard Strauss und Wiener Todessehnsucht. Wie viele spieltechnische Gemeinheiten in dem Monumentalwerk steckten, ließen sich die Philharmoniker nicht anmerken, schon gar nicht die souveränen Solobläser. Nur die sichtliche Unerfahrenheit des Dirigenten kostete ein paar Wackler. Aber die störten nicht an diesem den Horizont erweiternden Morgen, den man gerne mit mehr Hörern geteilt hätte.