Hamburg. Klinkenputzen gehört zum Festivalmacher-Geschäft, aber Christiane Leiste, die am kommenden Sonntag die ersten von ihr verantworteten "Hamburger Klangwerktage" eröffnen wird, besitzt darin ein ganz besonderes Geschick. Mit Engelsgeduld klapperte die vierfache Mutter mit dem Bubikopf und dem ansteckenden Lachen in den vergangenen Monaten Stiftungen, Firmen und Einzelpersonen, die der Neuen Musik grundsätzlich wohlgesinnt sind, mit der Bitte um Unterstützung ab. 2000 Euro hier, 15 000 Euro da, 40 000 Euro von der EU - die Gaben läpperten sich zum Gesamtetat von 150 000 Euro zusammen. Unglücklicherweise sagte der Gast, dessen Auftritt in Hamburg Frau Leiste seit drei Jahren vorbereitet hatte, in letzter Minute aus Krankheitsgründen ab. So findet die Eröffnung auf Kampnagel ohne György Kurtág statt, dessen konzentriertes Werk und Wirken sich leitmotivisch durch das Festival ziehen sollte.

Das Programm bietet auch so ungewöhnlich reichhaltige Anziehungspunkte, nicht nur für Hamburger Verhältnisse. Denn die Klangwerktage haben es offenkundig nicht nur auf offene Ohren, sondern auf wache Sinne überhaupt abgesehen. Das Programm verspricht außer regulären Konzerten Raumklang, tönende Video-Installationen, eine Multimedia-Performance, ein Netzwerkensemble, den "Extremsänger" David Moss und einen deutsch-französischen Schülerworkshop.

Sascha Lino Lemke komponierte das Stück "Troposphères" für die riesige Vorhalle auf Kampnagel, die von den Studenten der Architekturklasse L.E.O. Eckhardt (HafenCity-Universität) zu einer großen Installation umfunktioniert wurde. Der einst legendäre DDR-Dichter Reiner Kunze ("Die wunderbaren Jahre") liest und wohnt der Uraufführung des Stücks "Der blaue Vogel" bei, das Johannes Wallmann auf seine Texte schrieb (25. November).

Spannend dürfte das Podiumsgespräch zum Thema "Musik und Architektur" zwischen Daniel Libeskind und dem Komponisten Nikolaus Braas werden. Christiane Leiste konnte den auch musikalisch hochbegabten Libeskind zur Teilnahme an den Klangwerktagen bewegen, weil das von ihm gebaute Jüdische Museum in Berlin Braas zu seinem Stück "Void" anregte, das die Hamburger Symphoniker zur Aufführung bringen (27. November).