New York. Nur drei Dinge haben die Künstler Christo und Jeanne-Claude niemals gemeinsam getan. Sie hat nicht gezeichnet, er meidet den Steuerberater - und niemals sind sie gemeinsam in ein Flugzeug gestiegen. Der Grund: Sie sind am selben Tag zur selben Stunde geboren: "Wir wollen nicht auch noch am selben Tag sterben." Ein Wunsch, der jetzt Realität wurde - eine traurige Realität für den, der nun allein zurückbleibt: Die Künstlerin Jeanne-Claude ist tot. Die Frau des Verhüllungskünstlers Christo starb im Alter von 74 Jahren in New York, wie der Fotograf der Werke des Paares, Wolfgang Volz, gestern der Deutschen Presse-Agentur bestätigte. Ein Familienmitglied hatte dem US-Sender CBS gesagt, dass Jeanne-Claude in einem Krankenhaus in New York an einer Hirnblutung gestorben sei.

Jeanne-Claude war seit 1995 auch Christos offizielle künstlerische Partnerin, sie hat mit ihrer flammend roten Haarpracht und ebenso grellem Lippenstift die Farbe ins Bild gebracht. Christos Name mag berühmter sein, die Dominierende war sie. Während Christo eine besonnene, ruhige Ausstrahlung hat, sorgte sie für Zwischenfälle: "In Paris hat sie mal fast einen Fotografen ins Wasser geschmissen", hatte Wolfgang Volz, der die Arbeit der Christos seit Jahren dokumentiert und auf jeder Reise dabei ist, der Abendblatt-Reporterin beim Hamburg-Besuch des Paares 2002 erzählt. Christo sei zutiefst traurig über den Tod seiner Gefährtin.

Mit der Verhüllung des Berliner Reichstags hat das Künstlerpaar weltweit für Furore gesorgt. Mehr als 200 Helfer ließen 1995 das historische Gebäude Stück für Stück unter einem silbern glänzenden Gewebe verschwinden. Für die Verwirklichung hatte das Paar fast ein Vierteljahrhundert gekämpft, der Bundestag genehmigte die Aktion im Februar 1994 nach langen Diskussionen.

Zuletzt arbeiteten beide an zwei gemeinsamen Großprojekten. So soll am Fluss Arkansas eine mehr als zehn Kilometer lange Wegstrecke verhüllt werden. In den Vereinigten Arabischen Emiraten geht es um mehr als 400 000 aufgestapelte Ölfässer. "Christo fühlt sich verpflichtet, die laufende Arbeit zu vollenden - so wie Jeanne-Claude sich das gewünscht hätte", sagte Volz.