Hamburg. Rinderbefruchter, Schweinehälften-Ausspüler, Klärwerk-Abschmecker - das sind alles Sahnejobs im Vergleich dazu, Roadie bei Placebo zu sein. Alleine Sänger Brian Molko wechselte während des 100-minütigen Auftritts am Dienstag in der Color-Line-Arena bei 18 von 20 Songs die Gitarre. Von einer abgerittenen Fender Cyclone über diverse Gibson SGs und Les Pauls bis zur edlen Gretsch Duo Jet reichte Molkos Diener Holz auf Holz auf die Bühne. Und auch Stefan Olsdal und die Tour-Begleiter Alex Lee und Billy Lloyd spielten ein munteres Bass-Gitarre-wechsel-dich. Was soll's, ansonsten gab es ja nicht viel zu tun für die Roadies. Im Vergleich mit der kürzlich in der CoLinA gastierenden Konkurrenz von Muse war die Bühnenshow mit mehreren Multimedia-Leinwänden eher spartanisch, aber songdienlich.

Und die Songs stimmten. Während Placebo auf den sechs seit 1996 veröffentlichten Alben manchmal überemotional-heulsusig klang, war der Sound in der Color-Line-Arena zumindest gegenüber der Bühne (Arena-Soundlotto) schön knusprig, die Setliste mit "For What It's Worth", "Ashtray Heart", "Speak In Tongues", "Every You Every Me" und "Meds" eines Großkonzerts würdig. Zeit, um Luft oder Bier zu holen, war auf wenige eingestreute Ruhepole wie "Follow The Cops Back Home" beschränkt. Ob das nun dem Einfluss des neuen Schlagzeugers Steven Forrest (kam 2008 von der Punkband Evaline) oder der Spielfreude an Dutzenden verschiedenen Gitarren zu verdanken war - geschenkt.

Placebo 2009 klingt jedenfalls maskuliner als zu Zeiten, in denen Molko noch die androgyne, geschminkte Bühnendiva gab. Die Belohnung waren nach "Special K", "The Bitter End", "Infra-Red" und "Taste In Men" 6500 zufriedene Fans: doppelt so viele wie vor sechs Jahren. Aber genug der Statistiken!