Musik hat immer wieder gesellschaftliche Umwälzungen erspürt, verarbeitet oder kommentiert. An historischen Daten wie dem 9. November ist der richtige Zeitpunkt, um an Macht - oder Ohnmacht - der Töne zu erinnern. Der offizielle Titel für das heutige Konzert der Hamburger Camerata in der Laeiszhalle lautet deswegen "Appassionata".

Es geht um Musik leidenschaftlichen Aufbegehrens, an einem Tag mit mehrfacher Bedeutung: Heute vor 20 Jahren fiel die Mauer, morgen vor 250 Jahren wurde Friedrich Schiller geboren, in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 fielen tobende Nazis vielerorts in Deutschland über Synagogen und andere Orte jüdischen Lebens her.

Das von Claus Bantzer dirigierte Konzert greift diese Kontraste und Spannungen auf: Der Abend beginnt mit Haydns "Sturm & Drang"-Sinfonie, gefolgt von der deutschen Erstaufführung der "Suite concertante für Violine, Klavier und Streicher" der russisch-amerikanischen Komponistin Lera Auerbach, die Hamburger Musik-Freunden durch ihre Zusammenarbeit mit Ballett-Intendant John Neumeier bekannt ist.

Eine weitere historische Größe und ein Wegbereiter der Sturm-und-Drang-Idee in der Musik war Carl Philipp Emanuel Bach, der auch in Hamburg tätig war, hier aber mit einer "Berliner Sinfonie" vertreten ist. Krönender Abschluss ist die Streicherfassung der "Großen Fuge" op. 133 von Ludwig van Beethoven. Als Solisten treten zwei Stipendiaten der Deutschen Stiftung Musikleben auf: Albrecht Menzel (Geige) und Léon Bernsdorf (Klavier). Zwischen den Stücken liest Thalia-Schauspieler Philipp Hochmair Texte aus Schiller-Balladen. Für eine aktuelle politische Einordnung des 9. November hat sich Kultursenatorin Karin von Welck als Rednerin angekündigt.

Appassionata heute 20.00, Laeiszhalle (U Gänsemarkt), Johannes-Brahms-Platz, Karten zu 10,- bis 29,- an der Abendkasse