Am Sonntag zeigt die ARD die letzte Folge mit Edgar Selge und Michaela May. Ein düsterer Fernsehfilm dieser ungleichen, starken Paarung.

Polizeiruf: "Endspiel" So 20.15 Uhr, ARD

Wenn das kein böses Omen ist: Bei der Weihnachtsfeier ist Taubers Glückskeks leer, und das ist keine gute Nachricht. Eine nicht vorhandene Botschaft ist die negative Prophezeiung schlechthin. Andererseits ist dieser düstere Auftakt zum letzten "Polizeiruf 110" mit dem einarmigen Tauber und seiner emotionalen Partnerin Obermaier genau der richtige Anstoß für das "Endspiel" dieses ebenso unterschiedlichen wie faszinierenden Teams. Edgar Selge ist für diese Rolle vielfach ausgezeichnet worden, unter anderem mehrfach mit Adolf-Grimme- und Deutschen Fernsehpreisen sowie der Goldenen Kamera. Im Gegensatz zu den Zuschauern aber reichte es ihm irgendwann: "Ich habe in zehn Jahren 20-mal den Tauber gespielt, das ist sehr viel. Die Figur hat auch wegen der Einarmigkeit einen starken Wiedererkennungseffekt, ich möchte in der Öffentlichkeit nicht ausschließlich als Tauber wahrgenommen werden."

Daher nun das "Endspiel", in dessen Verlauf Tauber konsequent demontiert wird: als Mensch, als Kollege, als Ermittler. Mit dem leeren Glückskeks geht es los, dann folgt der Bruch mit Kollegin Obermaier (Michaela May), schließlich der folgenschwere berufliche Irrtum, als der sonst so instinktsichere Polizist aufs völlig falsche Pferd setzt: Er vertraut einem Beamten (Wanja Mues) vom Drogendezernat, der einen anscheinend völlig harmlosen Mitbürger für den Kopf eines Rauschgiftrings hält. Bei seinen "grenzüberschreitenden Ermittlungen" ist dieser Kurtz nicht besonders zimperlich. Angesteckt vom Eifer des jungen Kollegen lässt sich Tauber auf riskante Manöver ein. Als ihm endlich klar wird, dass man ihn bloß benutzt hat, bleibt nur eine Konsequenz.

Die Geschichte stammt von Grimme-Preisträger Alexander Adolph, dem Schöpfer der ZDF-Krimireihe "Unter Verdacht". Für die angemessen düstere Umsetzung wurde mit Regisseur Andreas Kleinert und Kameramann Johann Feindt gleichfalls viel Renommee verpflichtet. Im Vergleich zu den anderen Sonntagsfilmen im Ersten ist "Taubers Endspiel" entsprechend kunstvoll ausgefallen; aber die besten Beiträge des Bayerischen Rundfunks zur "Polizeiruf"-Reihe ("Der scharlachrote Engel", "Er sollte tot", "Taubers Angst") waren ohnehin schon immer vor allem Krimikunst.

"Endspiel" ist das nicht zuletzt auch in optischer Hinsicht: Immer wieder sorgen surreale Elemente für die Endzeitstimmung, zumal sich ein Großteil der Handlung des Nachts zuträgt. Mit seiner tief übers Gesicht gezogenen Kapuze wirkt Tauber ohnehin wie der Leibhaftige. Dazu passt die Szene in einem Nachtklub, dessen Besucher wie Zombies aussehen, als das Licht angeschaltet wird.

Künstlerisch ist "Endspiel" ohne Frage ein würdiges Finale für Tauber. Trotzdem ist Selges Abschiedssatz nur ein schwacher Trost: "Alles im Leben hat damit zu tun, dass es - auch wenn wir es mögen - irgendwann zu Ende ist."