Zu sehen sind monumentale Skulpturen und großformatige Siebdrucke der weltbekannten Künstlerin.

Hamburg. Sie sind oft spektakulär, manchmal wunderschön und poetisch, wirken mitunter aber auch bedrohlich. Die Skulpturen stellen lebens- oder gar überlebensgroße Menschen oder Tiere dar. Da sitzen in der "Tischgesellschaft" 32 Männer wie geklont an einer langen Tafel, steht ein in seiner grünen Farbe denkmalhaft patiniert und dabei doch erstaunlich lebendig wirkender Elefant in Originalgröße auf einem Podest oder reckt ein Oktopus in Orange einen seiner Fangarme in die Höhe, den er um einen wehrlosen Menschen geschlungen hat.

Die Deichtorhallen werden zurzeit von merkwürdigen Wesen bevölkert, die den riesigen Raum mit einer so enormen Präsenz erfüllen, als hätten sie ein verborgenes Eigenleben. Es sind Werke der Künstlerin Katharina Fritsch, die seit acht Jahren erstmals wieder in einer Einzelausstellung in Deutschland präsentiert wird.

Schon seit den 80er-Jahren hat die 1956 in Essen geborene Fritsch international Aufsehen erregt, vor allem mit plastischen Arbeiten. Die jetzige Schau, die der frühere Deichtorhallen-Intendant Robert Fleck gemeinsam mit der Schweizer Kunsthistorikerin Bicer Curiger kuratiert, zeigt Fritschs Werke des letzten Jahrzehnts, stellt aber zugleich Korrespondenzen zu berühmten Frühwerken wie dem "Elefanten" (1987), "Waregestell mit Madonnen" (1989) oder der "Tischgesellschaft" (1988) her.

Insgesamt sind 100 Einzelwerke zu sehen, die teilweise zu großen Ensembles zusammengefasst werden, bei denen Skulpturen mit großformatigen Bildern oder Fotografien in Siebdrucktechnik in Beziehung gesetzt sind. Da steht eine lebensgroße Kochfigur mit einladend präsentiertem Teller in hellem Gelb vor dem wandfüllenden Foto einer Ausflugsgaststätte. Ein mit Lendenschurz bekleideter Steinzeitmensch von bedrohlicher Leibesfülle steht vor der riesig vergrößerten Postkarte einer Gebirgslandschaft. Oft arbeitet Fritsch mit Brechungen, fügt Disparates in eine neue Ordnung, wie die auf einem Podest platzierten Skelettfüße vor den monochromen Bildern von Gartenidyllen, oder setzt einem Totenkopf einen Zylinder auf.

Fritschs Arbeiten sind nicht selten ironisch, oft von subtilem Humor. Sie spielt mit Mythen und mit Symbolen des Konsums, indem sie zum Beispiel in ihrem schon 1987/89 entstandenen "Warengestell mit Madonnen" knallgelbe Madonnenfiguren etagenweise übereinanderstapelt, oder ein riesiges Herz aus Silbermünzen zu der Bodenskulptur "Herz aus Geld" zusammenfügt. Unter weißen, grünen, lila und schwarzen Regeschirmen, die an der Decke angebracht sind, steht die aus überdimensionierten rosa Muscheln konstruierte Frau mit Hund, während an den Wänden Pariser Sehenswürdigkeiten und Symbole prangen - ein großes Ensemble, das vielfältige Assoziationen weckt.

Andererseits sind Katharina Fritschs Arbeiten so originell und spielerisch, dass sie auch gut ohne inhaltsschwere Interpretationen auskommen. Für die Besucher wird die Ausstellung zum Parcours, der immer wieder überraschende Begegnungen offeriert, ein Spiel mit Bildern aus den 60er-Jahren etwa oder mit erotischen Versatzstücken, mit denen die Künstlerin ihre weibliche Sicht darstellt. So platziert sie ein französisches Bett mitten in einen Raum, dessen Wände mit großen, monochromen Postkartenfotos nackter Jünglinge versehen sind. Aus Ibiza.

Deichtorhallen, bis 7. Februar 2010, Di-So 11-18 Uhr, Katalog 29,80 Euro