Fischers Kommissar ermittelt in Amsterdam: “Totenengel“ erzählt von einem alten Geheimnis und einer Sterbeklinik.

Hamburg. Es ist schon ungewöhnlich, dass sich ein deutscher Autor einen niederländischen Kommissar als Helden seiner Kriminalromane sucht. Claus Cornelius Fischer, 1951 in Berlin geboren und heute in München lebend, hat ihn mit dem Commissaris Bruno van Leeuwen von der Amsterdamer Kriminalpolizei gefunden.

Nach "Und vergib uns unsere Schuld" und "Verführe uns nicht zum Bösen" hat Fischer jüngst mit "Totenengel" den dritten Roman um den Commissaris veröffentlicht, der nicht hinwegkommt über den Tod seiner an den Folgen einer Alzheimer-Erkrankung gestorbenen Frau Simone. Doch die Zeit heilt auch bei van Leeuwen langsam die Wunden.

Dunkel sind die Straßen, hier und da dringt Licht aus den Fenstern der Bars und Nachtklubs, der farbige Schein der Neonreklamen wird vom Asphalt verschluckt, als der Commissaris seinen nächtlichen Kontrollgang durch das Rotlichtviertel von Amsterdam macht. Menschen, meist sind es Männer, schlendern vorbei, scheinbar lässig, auf der Suche nach dem schnellen Glück. Es ist meine Stadt, denkt der Commissaris, der meist auf einer Bank im Bahnhof schläft, weil er es des Nachts nicht aushält in der ohne Simone leeren und kalten Wohnung. Er lässt den Lichtkegel seiner Taschenlampe über Fassaden, Müllsäcke und Häuserwinkel wandern, in einer abseitigen Gasse bleibt der Lichtschein an einem Mann hängen, der regungslos am Boden liegt. Obwohl er keine äußeren Verletzungen hat, ist der Mann tot. Van Leeuwen glaubt nicht an einen natürlichen Tod. Noch in derselben Nacht meldet sich bei der Polizei ein Mann, ein eingewanderter alter Chinese, der sich zu diesem Mord bekennt.

Und das ist nur der erste Tote in Claus Cornelius Fischers ungemein spannendem und raffiniert konstruiertem Kriminalroman "Totenengel". Es folgen weitere Morde, eine Spur führt den Commissaris schließlich in ein kleines Dorf, wo Jahre zuvor ein grausiges Verbrechen begangen wurde, das bis heute nachwirkt.

Doch auch diese Spur ist längst nicht des Rätsels letzte Lösung. Sehr spät erst blickt van Leeuwen hinter die Fassade eines so freundlich scheinenden wie letztlich zwielichtigen Arztes, der eine Sterbeklinik betreibt. Nach Auskunft des Arztes zum Wohle der Menschen. Doch da schwebt auch der Commissaris schon in höchster Gefahr.

Erst vor gut zwei Jahren brachte Fischer seinen ersten Kriminalroman heraus. Zuvor hatte er als Journalist für "Die Welt" und "Die Zeit" sowie als Übersetzer gearbeitet, 1989 war er neben Günter Grass und Heiner Geißler einer der Herausgeber von Salman Rushdies "Satanischen Versen" in Deutschland, heute schreibt er neben Romanen auch Drehbücher für das Fernsehen, meist Kriminalfilme, u. a. für die ARD-Reihe "Tatort".

Hamburger Krimifestiva:l Claus Cornelius Fischer, So 8.11., 18.00, Imperial-Theater, Eintritt 10 Euro.

Heute beim Krimifestival: Carmen Korn und Karl Olsberg, 20.00, Springer-Passage, Eintritt 10,-; Johan Theorin, 20.30, Heymann Osterstraße 134, Eintritt 9,-; Silvia Roth ist ausverkauft.

Karten in den Heymann-Buchhandlungen (T. 48 09 30); alle Infos im Internet: www.krimifestival-hamburg.de

Claus Cornelius Fischer: Totenengel. Verlag Ehrenwirth, 398 Seiten, 19,95 Euro.