Hamburg. Den richtigen Tanzpartner zu finden ist ja beinahe noch schwieriger als den richtigen Partner fürs Leben. Der ungehobelte Klotz von Lehrer, der der Baptistenpredigerwitwe Lily Harrison von der Agentur "Sechs Tanzstunden in sechs Wochen" in die vornehme Wohnung in Florida schneit, ist so gar nicht auf ihrer Welle. Zu derb, zu nervtötend, zu viele Kraftausdrücke.

Auch der Zuschauer, der das Gastspiel von Richard Alfieris Broadway-Hit in der Komödie Winterhuder Fährhaus besucht, schluckt angesichts manch expliziter Wortwahl.

Tanzlehrer Michael Minetti, ein arg zappeliger Christoph Wieschke, steigt einer äußerst vital aufgelegten Heidi Mahler als lustiger Witwe im Profifummel einige Male gehörig auf die Zehen, doch nach Quickstep, Foxtrott und Walzer gewöhnen sich die "vertrocknete alte Schachtel" und die "passiv-aggressive Tunte" aneinander. Allerdings kommt da im Laufe der Runden, die das Paar durch das elegant-spießige Wohnzimmer mit lauter entrückten Degas-Balletteusen an den Wänden dreht (Ausstattung: Gerrit Schulze Uphoff), manch bittere Wahrheit ans Licht.

Die lustige Witwe trotzt in Wirklichkeit dem Katzenjammer des Alters und zahlt für Gesellschaft. Der Tanzlehrer entpuppt sich als gescheiterter, von desaströsen Männerbeziehungen gebeutelter Musical-Tänzer.

Den beiden Akteuren dabei zuzusehen, wie sie sich wie Raubtiere erst skeptisch, dann zutraulich umkreisen, ist pures Vergnügen. Über die ernsten Zwischentöne findet auch das Stück in der Regie von Volker Jeck den richtigen Rhythmus. Hinter der Humorfassade geht es schließlich um etwas Großes: Ein Mensch findet ein Gegenüber. Über alle Gräben hinweg.

Sechs Tanzstunden in sechs Wochen 5./6./8.11., 20 Uhr, Komödie Winterhuder Fährhaus, Hudtwalckerstraße 13, Karten unter T. 48 06 80 80