“Kein Schritt ohne Bewegung!“ - das Motto für den morgen auf Kampnagel startenden Internationalen Tanzkongress 2009 klingt paradox. Jeder Schritt bewegt doch weiter. Irrtum! Gehen ist automatische Bewegung. Unreflektierte Gewohnheit ist aber der Feind von jeglicher Kunst.

Hamburg. Insbesondere der Tanzkunst. Gerade weil Bewegung ihr Thema ist, muss sie sich weiter bewegen: "No Step Without Movement!"

Das Forum vom 5. bis 8. November will Perspektiven für die Zukunft des Tanzes auf künstlerischer und wissenschaftlicher Ebene, unter pädagogischen wie politischen Aspekten aufzeigen und zur Diskussion stellen. Ermöglicht wird die für Hamburg bisher einzigartige Großveranstaltung zum Thema Tanz durch die Kulturstiftung des Bundes, die Deutsche Forschungsgemeinschaft und die Hamburger Kulturbehörde. Das von Sabine Gehm und Katharina von Wilcke organisierte Programm bietet Themenblöcke mit unterschiedlichen Präsentationsformaten. In Vorträgen, Gesprächspodien, Salons, Meisterklassen oder Workshops werden "Tanz und Politik", "Kreation und Reflexion", "Tanzgeschichte" und "Lebensläufe" behandelt. Unter den 200 Referenten sind Architekten, Choreografen, Dramaturgen, Dozenten, Journalisten, Mediziner, Pädagogen, Philosophen, Theatermacher, Wissenschaftler und natürlich Tänzer. Denn die Verbindung zwischen Theorie und Praxis ist ein zentrales Anliegen des Kongresses, zu dem sich 800 Teilnehmer aus der ganzen Welt angemeldet haben.

Vier Tage lang stehen Hamburg und Kampnagel im Blickpunkt der internationalen Tanzszene. Ein deutliches Signal. Der Tanzplan Hamburg und das K3-Zentrum für Choreografie haben wesentlich dazu beigetragen, die lokale Szene zu beleben, Netzwerke zu schaffen und die Anziehungskraft für Tanzkünstler zu verstärken. Als Ballett-Hochburg genießt die Hansestadt dank John Neumeier weltweit Ansehen. Ihr Ruf als Wiege für den zeitgenössischen Tanz, der lange Zeit zur Geschichte der 20er-Jahre im vorigen Jahrhundert gehörte, beginnt im 21. erneut an Zugkraft zu gewinnen.

Die positive Entwicklung darf jedoch nach Ablaufen des Tanzplans 2010 nicht stagnieren. Das von Kerstin Evert, der Leiterin des K3-Choreografie-Zentrums, aufgebaute Kreativ-Potenzial, sowie die Arbeit der Kampnagel-Tanzkuratoren Anne Kersting und Jochen Roller sollten nicht aufs Spiel gesetzt werden.

"No Step Without Movement!" gilt ebenso für Hamburgs Politiker. Sie müssen nun in die Gänge kommen, Schritte unternehmen, die in Bewegung geratene Tanzszene nach 2010 weiter zu unterstützen, damit sie wachsen und ihre Strahlkraft erweitern kann.

Tanzprogramm beim Kongress: Eröffnung: Alain Platel "Out of Context" (5.11., 19.30 Uhr) sowie Choreografien von Monica Antezana, Fabian Barba, Jérome Bel, Gintersdorfer/Klaßen u. Richard Siegal, Karten: T. 27 04 49 49

www.kampnagel.de

www.tanzkongress.de