Seinen Bruder Mark erwähnt David Knopfler (56) an diesem Abend im Delphi Showpalast nur ein einziges Mal, als er über die gemeinsamen WG-Jahre Mitte der 70er-Jahre in London philosophiert.

Hamburg. Dabei wäre es Stoff für einen abendfüllenden Film. Zwei Brüder. Ein Traum. Von der ganz großen Karriere. Gemeinsam gründen sie 1977 die Dire Straits, eine der berühmtesten Bands der Welt. Doch auf dem Weg zum Ruhm steigt der Jüngere aus: David mag sich nach zwei Alben nicht länger mit der Dominanz seines drei Jahre älteren Bruders arrangieren und schreibt seine eigenen Lieder.

Zweieinhalb Stunden währte im Showpalast vor 600 Fans der wunderbare Streifzug durch fast drei Solo-Jahrzehnte, begleitet von international erprobten Musikern, die auch schon für Chris Rea oder Elton John im Einsatz waren. Seine musikalischen Gene kann David Knopfler nicht verleugnen - der Sound ist gitarrenlastig wie bei den Dire Straits, aber doch bluesiger, stiller, intimer. Aus der Dire-Straits-Ära spielt er nur zwei Songs. Veröffentlicht wurden sie allerdings erst später - Bruder Mark, der viel spektakulärere Gitarrist, fand sie nicht gut genug. Auch deshalb wird es nie mehr ein gemeinsames Konzert geben. "Eher würde sich Mark über glühender Lava rösten lassen", hat David einmal gesagt.

Andere wären daran zerbrochen. Aber David Knopfer wirkt entspannt. Immer wieder blickt er verzückt auf die blinkenden Lichter im Show-Palast ("so lovely"), schaut stolz zu seinen musikalischen Weggefährten und signiert nach sieben Zugaben am Fan-Stand seine CDs. Dass das Geschäft nicht gerade glänzend läuft, gibt er mit entwaffnender Ehrlichkeit zu: "Wir können nur touren, wenn uns ein Agent bucht."

Sein großer Bruder wird im Sommer wieder die größten deutschen Hallen füllen (Color-Line-Arena am 16. Juni). Davids nächste Tour-Stationen dagegen heißen Ratingen, Siegburg und Recklinghausen. Kein leichter Weg. Aber vielleicht der richtige für ihn.