Raimund Harmstorf beeindruckte durch kartoffelquetschende Körperlichkeit, Thomas Kretschmann, schmalbrüstiger, unterkühlter, brachte in die brutale Physis bereits einen Hauch gebrochene Intellektualität ein.

Aber der überzeugendste "Seewolf" Wolf Larsen, das steht nun fest, ist Sebastian Koch, auf den ersten Blick fast eine Gegen-den-Strich-Besetzung, da Koch ebenso gut als Larsens feingeistiger Widerpart Humphrey durchgehen würde.

Hier ist er der Brutalo mit der klammheimlichen Sehnsucht nach allem Wahren und Schönen, einer, der im anderen mehr den möglichen Gefährten als den Gegner und Sparringspartner zu suchen scheint. Und dieser Zweikampf zweier Temperamente, diese Geschichte einer nahezu erotisch getönten Männerhassliebe gaben der neuerlichen "Seewolf"-Verfilmung ihre Spannung, Dichte und Hintergründigkeit, mehr noch als aller äußerer Aufwand. Obwohl Produktion und Regie daran nicht gespart hatten und für die über zwölf Budget-Millionen Euro in die Vollen des üppigen Ausstattungsfilms gegriffen hatten.

Davon lieferte Regisseur Mike Barker großes Kino, das mehr als einmal die Sehnsucht nach entsprechend großer Leinwand weckte: Man meinte den Sturm um die eigenen Ohren fauchen zu hören, die eiskalte See ins eigene Gesicht klatschen zu fühlen. Schön authentisch das alles, und bemerkenswert authentisch am Original orientiert auch die Drehbuch-Fassung vom Autor Nigel Williams - anders als damals die Harmstorf-Version, die sich recht großzügig und nicht immer überzeugend anderer Jack-London-Texte einschließlich einer recht verwunderlichen Geschichte aus Humphrey/Larsens gemeinsamen Jugendjahren bedient hatte.

Hier sind vor allem einige Grausigkeiten gekappt, die man aber nicht weiter vermisst. Der Anblick des kopfabwärts aufgehängten Wolf Larsen, am Mittwoch im zweiten Teil, wird grausig genug sein.