Er war ein Jahrhundertmensch des Theaters. Das Leben und Schaffen von Gustaf Gründgens ist eng mit Hamburg und der Nachkriegsgeschichte des Deutschen Schauspielhauses verknüpft, das er von 1955 bis 1963 geleitet hat.

Hamburg. Zum 110. Geburtstag würdigten die Hamburger Lions-Clubs gestern in Kooperation mit dem Schauspielhaus das charismatische Bühnengenie in einer Benefiz-Matinee. Sie erbrachte 30 000 Euro für die Jugendförderprojekte "KinderLeben" und "Klassenkasse", eine Sponsoren-Initiative, die Jugendlichen aus sozial schwachen Verhältnissen den Besuch von Vorstellungen im Jungen Schauspielhaus ermöglicht. Und Intendant Friedrich Schirmer überraschte mit der Nachricht, dass der Lions-Club einen Gustaf-Gründgens-Preis auslobt. Er soll im nächsten Jahr vergeben werden und Persönlichkeiten ehren, die sich durch ihr Lebenswerk um das Theater in Hamburg verdient gemacht haben.

Am kurzweiligsten in der dreieinhalbstündigen Veranstaltung unter Schirmherrschaft von Kultursenatorin Karin von Welck geriet die Talk-Runde mit Zeitzeugen. Maximilian Schell beichtete Probleme beim Kuss mit Elisabeth Flickenschildt in Lawrence Durrells "Sappho". "Ja, warum denn?", fragte Regisseur Gründgens. "Ich habe das noch nie auf einer schiefen Ebene gemacht", redete sich der Schauspieler heraus. "Wieso, Sie sind doch Schweizer."

Amüsante Anekdoten von Gründgens' Schlagfertigkeit erzählten auch Marie Luise Marjan ("Lindenstraße"), "Burg"-Schauspielerin Erni Mangold, Jan Aust, Christian Quadflieg und Dinah Hinz. Sie verlas einen Brief an ihre Eltern, die ehemaligen Schauspielhaus-Stars Ehmi Bessel und Werner Hinz.

Den informativen Vortrag von Theaterwissenschaftler Manfred Brauneck hätten Bild-Dokumente von Gründgens Stationen noch anregender gestaltet. So waren nur Szenen aus Peter Gorskis "Faust"-Film zu sehen und ein paar Couplets zu hören - mit Esprit präsentiert von Jürgen Uter, Philipp Otto und Dietmar Loeffler am Klavier. Die Mosaiksteine des Programms fügten sich schließlich zum Porträt eines zwiespältigen, problematischen Mannes, der nur auf der Bühne glücklich war