Sie ist ein Klassiker: Antoine de Saint-Exupérys Erzählung “Der kleine Prinz“, philosophisches Manifest im Gewande eines modernen Märchens.

Hamburg -. Es ist eine mutige Entscheidung, ausgerechnet ein Werk von solcher Tiefe unter der poetischen Oberfläche für Kinder zu vertonen. Der Hamburger Komponist Niels Frédéric Hoffmann hat es getan; gestern haben die Hamburger Symphoniker das Werk unter Leitung von Bruno Merse in der Laeiszhalle uraufgeführt.

Hoffmann hat für die einzelnen Episoden beeindruckend erzählkräftige musikalische Bilder gefunden. Man hätte die Dias mit illustrierenden Fotos und Saint-Exupérys Originalzeichnungen gar nicht gebraucht, um das Flugzeug des Icherzählers vor dem inneren Auge sinken oder die Sterne funkeln zu sehen. Es flirrten die Flöten, es schnarrte die Klapperschlange, und die Holzbläser verwandelten sich in orientalische Krummhörner. Lebhaft und farbig setzten die Symphoniker die Partitur um.

Hoffmann ist ein hörbar erfahrener und erstaunlich vielseitiger Musiker. Seit er als Jugendlicher begann, Klavier zu spielen und zu komponieren, hat er Dutzende von Film-, Hörspiel- und Theatermusiken verfasst und allein an der Staatsoper Hunderte von Kinderkonzerten gegeben. Er leitet Chöre und arbeitet mit Schauspielern. Er war Kapellmeister an mehreren Theatern, hat Gastprofessuren innegehabt und war Musiklehrer an Gymnasien.

"Das hat irgendwann gereicht", sagt er und lacht. So gut gelaunt schnodderig sich Hoffmann gibt, an Hamburg liebt er nach eigenem Bekunden die Contenance. Heute lebt er mit seiner zweiten Frau in Berlin, aber man hört deutlich, dass er Jahrzehnte hier gewohnt hat. Hier ist er 1943 geboren, hierher ist er nach seiner Jugendzeit in der französischen Schweiz zurückgekehrt, hier hat er seine beiden Kinder großgezogen.

Den gekürzten Text sprach Hoffmann selbst, im Wechsel mit der Musik oder auch zu ihr. Mit sichtlichem Vergnügen schlüpfte er in die Rolle des Icherzählers oder des kleinen Prinzen, der Schlange, des Fuchses und des Bahnwärters. Der erklärte dem kleinen Prinzen seine Arbeit auf Missingsch - da kann Saint-Exupéry die Handlung noch so sehr in der Sahara angesiedelt haben. Von den Kernaussagen der Erzählung blieb in der eher episodischen Darstellung wenig übrig. Aber ein fröhlicher und berührender Nachmittag war es allemal.