Es gibt Sänger, bei denen ist es (fast) egal, was sie singen. Thomas Quasthoff und seine drei Mitstreiter, Dorothea Röschmann, Angelika Kirchschlager, Ian Bostridge, spielen in dieser Liga.

Hamburg. Mit ihren großen Stimmen adelten sie beim zweiten Konzert der "Stimmwelten" am Sonnabend in der Laeiszhalle selbst den Biedermeier. Die spanischen Singspiele von Robert Schumann nämlich sind so etwas wie der Soundtrack zur "Gartenlaube": eingängige Hausmusik zu Herzschmerztexten; die Welt durch die Butzenscheibe gesehen.

Beunruhigend intensive Momente, wie das von Röschmann und Bostridge großartig gestaltete "In der Nacht", blieben die Ausnahme. Dafür wurde es umso reizvoller, je mehr die vier Könner ins Spielen kamen und mit neckischen Blicken und kleinen Gesten das alte Flirtgeplänkel auch theatralisch zu neuem Leben erweckten.

Mehr musikalische Substanz bot Schumanns dritter Zyklus "Minnespiel" nach Gedichten von Friedrich Rückert. Zum einen weil den Sängern mit Julius Drake nun ein gleichwertiger Partner am Klavier zur Seite stand. Zum anderen weil Schumann hier dem Ideal einer Kammermusik für Stimmen deutlich näherkommt. In den beiden Quartetten ergänzte sich der Klang der vier Stimmen wie die Farben in einem perfekt komponierten Gemälde.