Preisfrage: Wer kennt “Die schöne Galathée“? Niemand? Bekannter klingt wohl der Name des Operetten-Komponisten Franz von Suppé.

Hamburg. Der Engelsaal erweckte seine köstliche Groteske über eine lebendig werdende Statue wieder zum Leben. Regisseur Mirko Bott hat sie inszeniert und originell bearbeitet. Sänger wie Publikum kamen zu einem kurzweiligen musikalischen Vergnügen - trotz eines Kurzstreiks des Musiker-Trios: Nach der Pause demonstrierte es für längere Pausen.

Kein Problem für die Darsteller: Sie nützen den "Ausfall" für eine "Kater-Pantomime" nach ihrer Sauforgie mit anschließendem "Dreier". Denn das bekannte Thema der wenig bekannten Operette sind Sex und Liebe. Mit ihr verknüpft der Regisseur frech, doch plausibel die Venus-Handlung aus Wagners Oper "Tannhäuser" zum satirischen "Operchen" über den Konflikt zwischen romantischem Liebesideal und freizügiger Sinnenlust.

Hier das verschleierte Marmorbild der "Schönen Galathée" auf Ulrich Schröders griechisch antiker Bühne. Dort der pelzige, saftig grüne "Venus-Hügel", der sich zur roten Lustgrotte öffnet. Hier haust die Göttin der Liebe (Julia Sextl) höchstpersönlich. Der Bildhauer Pygmalion und Schöpfer der Statue ist Venus verfallen - genau wie der Minnesänger Tannhäuser. Schon in die Ouvertüre zur Operette funkt Wagners Bacchanal-Motiv hinein. Madou Elabibs Pygmalion schmettert denn auch heldentenoral das "Venus-Lob", erfleht von ihr das Leben für sein steinernes Ideal - und geht prompt in die Venusfalle. Beleidigte Göttinnen sind bekanntlich rachsüchtig. Galathée erweist sich als nymphomane Nymphe, treibt es sogleich mit Diener Ganymed. Der ist kein zarter Knabe, sondern ein Kraftprotz: Alexander Grimm glänzt in der Buffo-Rolle. Das Küsschen-Duett mit Galathée und Decke ist ein komödiantischer Höhepunkt. Claudia Goldbachs süße, durchtriebene und koloratursichere Galathée ist auch zum Anbeißen. Bleibt Venus nur übrig, die Rivalin wieder in Stein zu verwandeln. Und im Engelsaal triumphiert zur 200-Jahr-Feier unter Herbert Kauschkas musikalischer Leitung frivole Operetten-Sinnenlust.

Die schöne Galathée 30., 31.10., 18. u. 21.11., Engelsaal, Karten: T. 30 05 14 44.