“Der Liebestrank“ von Gaetano Donizetti ist eine Belcanto-Oper. Aber sie hat eine Handlung, die diese Bezeichnung verdient - das ist beim Belcanto nicht selbstverständlich.

Hamburg. Das Allee-Theater hat das Stück jetzt auf seine winzige Bühne gebracht: temporeich, spritzig und ohne der Geschichte etwas aufzustülpen.

Dabei genehmigte sich die Inszenierung durchaus Freiheiten. Es fing damit an, dass der windige Dulcamara, dem sich die ganze Verwirrung um den vermeintlich Liebe stiftenden Trank verdankt, doppelt vorkam und sich zur allgemeinen Erheiterung das Stück über mit sich selbst um die Hoheit über die Figur kabbelte: singend als Bühnenarbeiter (stimmlich beweglich und klangschön: Marius Adam) und zudem als Barkeeper in Gestalt des genüsslich aufspielenden Schauspielers und Pantomimen Ralf Hutter.

Regisseur Ferdinando Chefalo hat die Handlung von einem Dorf des frühen 19. Jahrhunderts in eine ferrarirote italienische Bar verlegt und das Personal zu einer rechten Jeunesse dorée umgebürstet, mit Paillettenkleidchen und viel Bein.

Dem Tenor Rodrigo Porras Garulo als unglücklich liebendem Nemorino nahm man denn auch angesichts seines eleganten Abendanzugs den armen Schlucker nicht so recht ab. Zudem brachen ihm die Piani weg, für größere Bögen reichte seine Kraft nicht. Miriam Sharoni hatte Mühe mit den Koloraturen, sang die kapriziöse Adina aber mit viel Charme. Michael Müller-Deeken gab einen sonoren Aufschneider Belcore, Esther Puzak als Giannetta schmetterte ihre Koloraturen.

Blitzsauber gelangen die Ensembles. Fabian Dobler hielt Bühne und Graben bis auf wenige Wackler gut zusammen und schlug rasante Tempi an, das Instrumentalensemble spielte fabelhaft virtuos und farbig.

Auf Zwischentöne wartete man vergeblich. Das kann man eindimensional finden. Oder sich einfach freuen, dass dies kleine Haus immer wieder mit so originellen und handwerklich beeindruckenden Produktionen aufwartet.

Der Liebestrank bis 31. Januar, Allee-Theater, Karten: T. 38 29 59

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