Nach der Premiere des Klassikers “Jugend ohne Gott“ im Altonaer Theater applaudiert das Publikum im Stehen und verleiht seiner Begeisterung für die schauspielerische Leistung von Peter Bause Ausdruck.

Hamburg. Der macht derweil Luftsprünge und verbeugt sich mit Regisseur Axel Schneider.

In der Rolle des Lehrers erzählt Bause seine Geschichte als Solo. Die Anfänge von Nazideutschland: Als leiser Regimekritiker steht er seinen Schüler gegenüber, die seine Aussage "Ein Neger ist auch ein Mensch" nicht tolerieren wollen - sie sind infiziert vom NS-Virus. Der Lehrer reflektiert monologisch die Fronten, zwischen die er gerät. Dabei bietet Bause mehr als die reine Innensicht: Durch abrupte Veränderung von Haltung, Gesichtsausdruck und Gesten belebt er die Diskussionen, die er mit Kollegen, Eltern, Richtern und Schülern führt, wechselt blitzschnell zwischen Autorität und Unterwürfigkeit, mimt einen dauergrinsenden Jungen oder einen betrunkenen Intellektuellen.

Die absurde Darstellung von typisierten Personen bringt natürlich Lacher. Und obwohl die Bühnenadaption einen Teil der Bissigkeit des Ödön-von-Horváth-Textes und dessen schonungsloses Sezieren von Sprache und Gesellschaft vermissen lässt, zeigt die Inszenierung, wie aktuell "Jugend ohne Gott" noch heute ist. Etwa wenn Bause in der Mitte der Bühne kurz innehält und zweifelnd ins Publikum blickt: "Was wächst denn da für eine Generation heran?" Das Publikum wird in die Rolle der Schüler gedrängt und zum Nachdenken angeregt.

Schon das ist eine Leistung.