Dänische Regisseure liefern eine gute Alternative zu Herz-Schmerz-Produktionen und manchem “Tatort“. Eine harte, gut besetzte und spektakulär gefilmte Serie.

Thriller: Protectors - Auf Leben und Tod. So, 22.00 Uhr ZDF

Der Sonntagabend im ZDF ist faszinierend. Einerseits wartet er seit Jahren um 20.15 Uhr mit den unsäglichsten Herz-Schmerz-Eigenproduktionen auf, die an Einfallslosigkeit kaum zu überbieten sind; auf der anderen Seite finden sich danach immer wieder Krimi-Höhepunkte, die einen mit der Zunge schnalzen lassen. Hier lief die in Deutschland mit Missachtung gestrafte Reihe "Für alle Fälle Fitz" mit dem großen Robbie Coltrane, hier ermittelte die wunderbare Helen Mirren in "Heißer Verdacht"; auch die Verfilmungen der Elizabeth-George-Romane um Inspektor Lynley fanden am Sonntagabend ihr Publikum.

Neben den englischen Krimis sendet das ZDF hier auch immer wieder skandinavische Koproduktionen, die sehenswert sind. Darunter sind nicht nur die Verfilmungen der Wallander-Romane von Henning Mankell, sondern auch die "Kommissar Beck"-Reihe, die sich an den Romanen von Maj Sjöwall und Per Wahlöö orientiert. Das Autorenpaar begründete den Wirbel um skandinavische Krimis, verknüpfte gesellschaftliche Umwälzungen mit spannenden Kriminalfällen, die in düsterer Stimmung alle Beteiligten meist rat- und hilflos zurücklassen.

Sonntag nun läuft die erste Folge der fünfteiligen Serie "Protectors - Auf Leben und Tod" in dieser Tradition. Man sollte sich wirklich nicht vom deutschen Titel der Reihe abschrecken lassen. Warum das ZDF immer wieder gute Ware durch schlechte Titel verhunzt, weiß man wohl nur in Mainz. Im Original heißt sie schlicht "Die Leibwächter", vielleicht hätte es das in Deutschland auch getan.

Die Serie ist nämlich gut. Sie ist sogar sehr gut, wenn sie erst einmal in Schwung kommt. Sie handelt von den ehemaligen Polizeibeamten Jasmina El-Murad (Cecilie Stenspil), Rasmus Poulsen (Søren Vejby) und Jonas Goldschmidt (André Babikian), die ihre zweijährige Probezeit in einer neuen Personenschutzeinheit der dänischen Polizei absolvieren.

Im ersten Teil durchlaufen sie das harte Auswahlverfahren und müssen gleichzeitig für die Sicherheit des dänischen Verteidigungsministers sorgen. Der wird seit einem Aufenthalt in Bagdad, bei dem sein Leibwächter umkam, von dessen Vater bedroht.

Der Vater ist ein traumatisierter jugoslawischer Ex-Soldat mit einem Präzisionsgewehr, was naturgemäß für Unruhe sorgt.

Die Serie erzählt außerdem viel von einer kompliziert gewordenen Welt, die auch nicht an den Grenzen des kleinen skandinavischen Landes haltmacht. Es geht um Krieg, Terror und die persönlichen Dramen dazwischen. Das Ganze ist hart, gut besetzt, spektakulär gefilmt und lässt jeden "Tatort" in seiner bräsigen Behäbigkeit blass aussehen. Schon im ersten Teil wird angedeutet, dass der vermeintliche Traumjob der jungen Polizisten zum Höllenjob werden kann.

In Dänemark erreichte die Serie deshalb auch Spitzenquoten in der Hauptsendezeit, trotz einer Pilotfolge, die naturgemäß noch etwas behäbig wirkt, in der sich die Spannung noch nicht richtig entfaltet. Die Charaktere müssen schließlich eingeführt, das Konzept klar, die Stimmung beschrieben werden. Schon im zweiten Teil gewinnt die Serie deutlich, und es verwundert nicht, dass sie für den internationalen Emmy-Preis nominiert ist.

Fraglich ist nur, ob der deutsche Zuschauer das zu würdigen weiß, hat er doch in der Vergangenheit gerne hochgelobte Fernsehstoffe mit Missachtung gestraft. Sicher ist nur, dass mehr Menschen "Wiedersehen in Rose Abbey", die neue Verfilmung eines Romans von Rosamunde Pilcher um 20.15 Uhr, sehen werden. Warum, wird auf ewig ein Geheimnis bleiben.