Auch im 25. Jubiläumsjahr leben die Goldenen Zitronen in ihrem eigenen Klanguniversum, obwohl man dem dramatischen Eröffnungslied "Zeitschleifen" und dem NDW-Beat-Bastard "Positionen" einen gewissen Pop-Appeal nicht absprechen kann. Auf jeden Fall ist die Band auf dem neuen Album "Die Entstehung der Nacht" prägnanten Parolen ("Börsen Crashen") und ironischen Alltagsbetrachtungen über brennende Autos stets zugeneigt, die Band bleibt auf der Höhe der Zeit. Der geradlinige Grunge-Rocker "Des Landeshauptmanns letzter Weg" gibt Jörg Haider noch einen auf den Weg ins Jenseits mit, "Beautiful People" rührt das Balladenherz, "Über den Pass" zitiert Psychedelic-Pop der Hippie-Ära und "Lied der Medienpartner" quietscht und kreischt in bester Noiserock-Manier. Jedes Lied ist ein Unikat.

"Es hat dich befreit, Dinge aufzugeben". Nach einem Intro mit pumpendem Basslauf setzt Captain-Planet-Sänger Arne von Twistern mit diesen Zeilen ein. Schon der erste Satz greift nach der Essenz des zweiten Albums "Inselwissen" . Hier thematisiert die Hamburger Punkband das Durcheinander der inneren Veränderung, das ewige Kämpfen zwischen Idealen, Wünschen und dem inneren Schweinehund. Elf Songs in knapp 30 Minuten, überzeugend durch den Kunstgriff, die enorme Energie, die in den Liedern steckt, zu kontrollieren und im Zuhörer ausbrechen zu lassen.