Die 28-Jährige liest viel in ihrer dreh- und theaterfreien Zeit, und dann meistens “in einem Rutsch durch“.

Hamburg. Eigentlich müsste hier ein Glas Bier stehen, sagt Anja Boche und lacht laut. Und richtig, säße Chastity Riley, die Hauptfigur aus Simone Buchholz' Debütroman "Revolverherz" hier, in der St.-Pauli-Theater-Bar, sie hätte sich an diesem Morgen wohl keinen Kaffee, sondern etwas Alkoholisches zu den Croissants bestellt.

Wenn die Schauspielerin im St.-Pauli-Theater auf der Bühne steht, so wie aktuell in "Wartesaal Deutschland", bezieht sie eine Wohnung nahe der Reeperbahn. "So kann ich bequem nach Hause wanken, wenn ich getrunken habe", sagt sie. Grinsen. Chastity Riley, der toughen Staatsanwältin, würde das gefallen. Und Anja Boche gefällt die "moderne Hauptfigur und die prägnante Sprache, die sofort Bilder im Kopf hervorruft". Schon der erste Satz des Romans habe sie hineingezogen: "Der Himmel hängt tief, er sieht aus, als müsse er sich hinlegen." Toll, sagt Anja Boche. Und dass ein Großteil der Handlung praktisch vor ihrer Haustür, um die Ecke ihres Arbeitsplatzes spielt, stelle eine besondere Verbindung zwischen Leser(in) und Buch her.

Die 28-Jährige liest viel in ihrer dreh- und theaterfreien Zeit, und dann meistens "in einem Rutsch durch". Auf jeder S-Bahn-Fahrt wird das aktuelle Buch herausgekramt. Immer wieder ist der Schweizer Bestsellerautor Martin Suter darunter, demnächst will sie sich Heinz Strunks Roman "Fleisch ist mein Gemüse" vornehmen, der ebenfalls in der Abendblatt-Bibliothek erschienen ist. "Ich kaufe ausschließlich Hardcover", sagt Boche und wiegt das 250-seitige Werk in der Hand. Ihr Bücherregal zu Hause ist so voll, dass sie ständig aussortieren muss. Für "Revolverherz" war noch Platz.

Wie Chastity Riley ist auch Anja Boche von Sankt Pauli fasziniert. Von der "inneren Gegensätzlichkeit" des Viertels. "Sankt Pauli strahlt manchmal eine große Traurigkeit aus - dann wieder das pure Leben", sagt sie. Dann schnappt sie ihre Tasche und macht sich auf den Weg: Kaffee trinken. Kein Bier. Schließlich ist sie keine Romanfigur.

Die 20 wichtigsten Hamburg-Romane, ausgewählt von Hellmuth Karasek und der Abendblatt-Kulturredaktion, können Sie unter 040/347-265 66 bestellen. Jeder Band kostet 9,95 Euro, die komplette 20-bändige Bibliothek gibt es zum Vorzugspreis von 149 Euro.