Tom Tykwers “The International“ ging der Ruf voraus, er sei der Film zur Bankenkrise; genützt hat es ihm nicht. Deswegen fühlen sich die Macher des ARD-Films “Frau Böhm sagt Nein“ leicht unwohl, dass ihr Werk ein ähnliches Etikett bekam.

Tatsache ist: Das Projekt wurde 2007 begonnen, als man von der Finanzkrise noch nichts wissen konnte; es basiert darauf, dass sich der Mannesmann-Vorstand nach der verlorenen Übernahmeschlacht von Vodafone Millionen-Prämien ausbezahlen wollte. Hier heißt das fiktive Unternehmen Hewaro. Und Frau Böhm sagt erst einmal lange gar nichts. Nichts zum frischen Wind in dem Konzern, in dem sie seit 46 Jahren arbeitet. Nichts zur neuen, aalglatten Chefetage, die Einsparungen beschließt und gleichzeitig andere Firmen schluckt. Frau Böhm ist loyal, dafür wurde sie ein Leben lang bezahlt. Sie ist außerdem alt und einsam. Eine graue Maus. Senta Berger spielt sie mutig und ungeschminkt.

Ihre Frau Böhm geht bald in den Ruhestand. Ihr könnte es egal sein, was danach passiert. Und manchmal sei es besser, nichts zu sagen, ist anfangs ihr Motto. Aber ausgerechnet eine junge, karrieristische Kollegin öffnet ihr die Augen: dass der korrupte Vorstand die Firma von einem australischen Konzern schlucken lassen will und auch vor Erpressung nicht zurückschreckt. Und dass er sich dafür mit 80 Millionen Euro Prämie belohnen will. Hier sagt Böhm Nein. Sie ist die Sachbearbeiterin für die Überweisungen. Sie weigert sich, weil der Vorgang nicht korrekt ist, macht den Skandal publik. Allein gegen die Vorstands-Mafia. Regisseurin Connie Walther legt den Finger auf eine offene Wunde. Berger ist dabei ihr größtes Pfand. Ihr kleines Plädoyer für Anstand ist der große Moment dieses Films.