Jane Belson, Witwe von Kult-Autor Douglas Adams, hat Eoin Colfer (“Artemis Fowl“) beauftragt, die skurrile Science-Fiction-Reihe fortzusetzen.

Berlin. Die Legende will es so: Eines schönen Tages lag der junge, leicht beduselte Tramper Douglas Adams auf einer Wiese bei Innsbruck, blickte zu den Sternen hinauf und sah die Zukunft. Von seinem alternativen Baedeker inspiriert - er hieß "Per Anhalter durch Europa" - kam ihm die Idee zu einem galaktischen Reiseführer.

Das war 1971, auf dem Höhepunkt der kleinen Kulturrevolution im Westen. Doch die Zukunft, die Douglas Adams sah, war nicht hippiesk, sondern digital. Adams war der Geist aus der Garage erschienen, in der Steve Jobs, Bill Gates und wie sie alle hießen an der wahren Revolution der 60er/70er schraubten: der Geist des PC.

"Per Anhalter durch die Galaxis" - 1978 lief zum ersten Mal das Hörspiel, 1979 erschien das erste Buch - wurde der initiale Bestseller der Freak/Geek/Nerd-Generation, die Story zum Apple II oder dem Commodore 64, den ersten Hypertext-Systemen, den anfallsartig losratternden Nadeldruckern und den biegsamen Floppy Disks.

Natürlich ist das alles lange her. Adams setzte den "Anhalter" fort, bis 1992 eine "Trilogie in fünf Teilen" daraus geworden war, er transportierte den Stoff in jedes erdenkliche Medium und starb mit erst 49 Jahren im Mai 2001 in Santa Barbara.

Keine Frage: Die postume Fortsetzerei ist eine Seuche. Ganz gleich, ob nun Sebastian Faulks als Ian Fleming einen "James Bond" schreibt, ob David Benedictus "Pu der Bär" fortsetzt oder ob der irische Bestsellerautor Eoin Colfer "Und übrigens noch was ...", den sechsten Band der "Anhalter"-Trilogie in fünf Teilen, abliefert - immer gilt das Gorbi-Wort vom Zu-spät-Kommen, und immer stehen Erben dahinter, die die Kuh zum Melken noch mal aufs Eis schieben.

In diesem Fall fasste Douglas Adams' Witwe Jane Belson den Entschluss, und Eoin Colfer, der angab, sich gefühlt zu haben, als sei ihm die Superkraft seiner Wahl angeboten worden, machte die Arbeit. Colfer ist, seit seine fantastische Jugendbuchserie "Artemis Fowl" in den Strudel des "Harry Potter"-Hypes geriet, weltbekannt. Ein gutes Viertel des Romans verwendet Colfer darauf, den verdrucksten Erdling Arthur Dent und den verdrogten Ford Prefect von Beteigeuze Fünf aus einem virtuellen Paradies zu befreien - viel Holz, wenn man bedenkt, dass schließlich doch bloß der Unvermeidliche eintrifft: Zaphod Beeblebrox nämlich, Adams' galaktischer Spaßgesellschafter.

Wie gewohnt eilt Beeblebrox zur Rettung herbei, wie gewohnt führt er Arthur und Ford zu neuen Abenteuern, die anders als gewohnt erst nach 120 Seiten losgehen - zu einem Zeitpunkt also, da sich Adams, der keinen Platz darauf verschwendete, seine Witze zu erklären, meist schon fürs Finale rüstete. Ganz anders Colfer. "Wir sind wahnsinnig gewordene Rinder!", lässt der die Kühe eines fernen Planeten rufen, was durch die nachgereichte Lachanleitung auch nicht komischer wird.

Die Satire kommt so gar nicht erst in Schwung. Der originale Anhalter nahm die Überflussgesellschaft aufs Korn, schoss munter gegen Politik und jede Art von Religion und grinste breit über die Anmaßung eines jeden erwarteten Weltuntergangs. Colfers Satire hingegen bleibt im Sumpf des bloßen Meinens stecken. Da gibt es einen Wellness-Planeten für die Superreichen und eine gut marxistische Revolution stahlharter, selbst gebräunter Fitnesstrainer, aber das alles endet als eher fader, eher beliebiger Aufguss.

Der aufrichtige und für einen Schriftsteller bemerkenswert uneitle Eoin Colfer hat es womöglich geahnt. "Was da noch an Donner war", zitiert er den Meister, "grummelte über fernen Bergen wie ein Mensch, der, nachdem er im Streit hat klein beigeben müssen, sagt: 'Und übrigens noch was ...'"

Eoin Colfer: Und übrigens noch was. Heyne, München. 413 Seiten, 19,95 Euro