Hamburg. "Wer da kürzt, beschädigt die Seele der Stadt", hatte das Hamburger Abendblatt am 16. Oktober gewarnt und mit Beispielen aufgezeigt, welche fatalen Folgen die in einigen politischen Kreisen anvisierte Kürzung des ohnehin schmalen Kulturetats um weitere zehn Millionen Euro haben würde.

Daraufhin haben sich zahlreiche Kulturschaffende und weitere Abendblatt-Leser zu Wort gemeldet. Lesen Sie eine Auswahl der Zuschriften:

"Wenn man - wie ich - aus dem Süden der Republik kommt, also aus Ländern, die traditionell konservativ regiert werden, ist man immer wieder verblüfft, wie wenig selbstverständlich für die Politik die Position der Kultur im auch eher konservativen Hamburg ist. Und das große Mäzenatentum in der Stadt hat daran bisher leider auch noch nicht viel ändern können. Ich hoffe inständig, dass die politisch Verantwortlichen nichts tun werden, um längst überwundene Vorurteile gegen die Stadt der Pfeffersäcke zu reanimieren. Hamburg muss Pfeffer im Sack haben (und zwar genügend, damit man ihn auch schmeckt) - und das kann, in Zeiten wie diesen, nur die Kultur sein.

Ulrich Waller, St.-Pauli-Theater

"Danke für den auch optisch eindringlichen Aufruf zu einem Nein zu Etatkürzungen für die Kultur. Hamburgs Kultur hat einen Minihaushalt. Das dürfen wir nie vergessen. Dick ins Gewicht fallen vorübergehend allein die Baukosten für die Elbphilharmonie. Mit diesem Minikulturhaushalt plus dem unschätzbaren Engagement zahlloser Hamburger (ob als Ehrenamtliche oder Spender) und vieler Unternehmen geschieht Schritt für Schritt mehr. Aber noch zu wenig. Unsere Stadt lebt durch das kulturelle Leben in seiner Breite: Jugendmusikschule wie Staatsoper, Stadtteilfeste wie Filmfest Hamburg, Literaturabende wie Bücherhallen Hamburg, Schülertheater wie Thalia Theater. Ob man Kultur für das Salz im Leben der Stadt oder den gesellschaftlichen Kitt hält, ist egal: Kultur ist ganz wichtig! Wir müssen bitte den Weg zu mehr und breiterer Kultur gemeinsam weitergehen. Würde der Senat bei diesem schmalen Etatposten sparen, schickte er Hamburg auf den Weg über Bielefeld nach Bitterfeld.

Sigrid Berenberg, Karin v. Voithenberg, Kultwerk West

"Chapeau, Herr Fink! Eigentlich ist Ihrem Artikel nichts hinzuzufügen, höchstens, dass das rote NEIN! doppelt so groß hätte geschrieben werden müssen. In der Sache haben Sie absolut recht, denn Kultur ist nicht einfach nur schön, sie ist lebensnotwendig. Was die Nahrung für die Physis, ist Kultur für Geist und Seele. Ohne Kultur verkommt der Mensch auf die Dauer, er verhungert geistig. Außerdem, was immer wieder übersehen wird, rentiert sich jeder sinnvoll investierte Kultur-Euro konkret. Rechnet man zu den Eintrittsgeldern all die anderen aus dem Kulturkonsum unmittelbar resultierenden Staatseinkünfte aus Hotelübernachtungen, Restaurantbesuchen, Taxifahrten, der Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel etc. in Form von Umsatz-, Lohn-, Gewerbe-, Körperschafts- und Einkommenssteuern etc. hinzu, dann wirft Kultur eine reale Rendite ab, in barem Geld. Das ist vielleicht nicht auf den ersten Blick erkennbar, ist aber nichtsdestoweniger wahr."

Rudolf Zahn

"Spontan spreche ihn Ihnen meine Anerkennung für Ihren Bericht über und Ihr Plädoyer für die Hamburger Kultur aus! Sie haben genau das einmal zum Ausdruck gebracht, was viele Hamburger Bürger/innen und insbesondere den in der Kultur sich engagierenden Menschen bewegt. Es läuft grundsätzlich etwas falsch hinsichtlich der Finanzierung aller Hamburger Kultur-Aktivitäten. Vielleicht können solche deutlichen Berichte wie der Ihrige die Politiker/innen aufrütteln? Es wäre zu schön, um daran glauben zu können!

Johannes Biesing, Geschäftsführer AVISO

"Da hatte Ole von Beust noch vor wenigen Tagen im Thalia-Theater die zentrale Bedeutung staatlicher Kulturförderung unterstrichen. Und nun diese Hiobsbotschaft! Wenn das Realität werden sollte, dann muss sich das auf einige Kultureinrichtungen in Hamburg existenzbedrohend, auf alle aber deutlich qualitätsmindernd auswirken. Wohlgemerkt: Es geht hier nicht um die Elbphilharmonie oder andere 'Leuchtturmprojekte'. Es geht um die Arbeit all der vielen, die uns mit ihrer Kreativität Licht in den Alltag bringen. Einem derartigen Schildbürgerstreich muss widersprochen werden - im Interesse des vielfältigen kulturellen Lebens in unserer Stadt, aber auch im Interesse ihres gesellschaftlichen Zusammenhalts und ihrer Standortqualität, sprich ihrer wirtschaftlichen Zukunft. Wir alle sollten den Senat mit dem Bürgermeister an der Spitze ebenso inständig wie vernehmlich bitten, von dieser Idee Abstand zu nehmen.

Manfred Lahnstein, Vorsitzender des Kuratoriums der "Zeit"-Stiftung