Lautstarke Bravo-Rufe nach dem ersten Akt von Richard Wagners “Siegfried“ in der gestrigen Staatsopern-Premiere. Christian Franz in der Titelpartie, Peter Galliard (Mime) und Falk Struckmann (Der Wanderer/Wotan) wurden gefeiert und mehrfach vor den Vorhang gerufen.

Hamburg. Das Abendblatt fragte Besucher und Leser in der Pause nach ihren ersten Eindrücken.

Einhelliges Lob für die Sänger: "Großartig!" Michael Lang, Direktor der Komödie Winterhuder Fährhaus, hat als Musiker und "Ziehsohn" von Rolf Mares besonderen Bezug zur Oper und freute sich für Peter Galliard: "Endlich konnte er in der Rolle des Mime mal so richtig zeigen, was er kann." Ganz stolz auf den spielfreudigen Papa war natürlich Angela Galliard, die 19-jährige Tochter des Tenors. Der häufig Pillen schluckende Mime kam auch bei Dorit Stange und Katharina Deiss sehr gut an. Verständlich. Die beiden sind Apothekerinnen. Deiss mag Wagner: "Die Musik und das Orchester gefielen mir sehr." Ihrer Freundin Dorit imponierte die Lösung der Schmiede-Szene, in der Siegfried "Nothung das neidliche Schwert" flickt. Fand auch "Fachfrau" Stefanie Braun. Sie ist Werkstättenleiterin des Staatstheaters in Nürnberg, baut Bühnenbilder und hat Bayreuth-Erfahrung beim "Fliegenden Holländer". "Die Szene wird schnell peinlich", meinte Braun. "Ich fand die Lösung der Regie von Claus Guth geglückt, und man spürte, dass sich der Sänger auch dabei wohlfühlte." Ilse Wick-Dammann, Psychiaterin aus Bremen, diagnostizierte sachkundig: "Siegfried ist ein adoleszentes Stück, das heißt, es handelt von einem Jungen, der sich vom Vater befreien will. Außerdem zeigt es den klassischen Fall von Neid des Alten, der abtreten und den Jungen Platz machen muss." Die Ärztin fand den Konflikt im Spiel der beiden Sänger großartig gespiegelt. Auch Joachim Benclowitz, Vorstand des Deutschen Bühnenvereins Landesverband Nord, war von der Inszenierung im "Hinterhofambiente", wie er sagte, beeindruckt und stimmte ins Sängerlob ein: "Großartig!"