Medienautor Kai-Hinrich Renner über die neuesten Entwicklungen in der Medienbranche.

Als Mitte September die ARD-Hauptversammlung in Hamburg tagte, schaute auch Bürgermeister Ole von Beust bei den Intendanten vorbei. Er ließ die ARD-Hierarchen wissen, wie sehr ihm das NDR-Medienmagazin "Zapp" gefalle. So viel Zuspruch von höchster Stelle, möchte man meinen, sollte die Suche nach einem attraktiveren Sendeplatz für "Zapp" befördern. Bisher läuft das Medienmagazin Mittwoch im Dritten nach 23 Uhr.

Doch die warmen Worte des Bürgermeisters verfehlten ihre Wirkung. Wie es in Senderkreisen heißt, sollen die Fernsehdirektoren des Senderverbundes auf ihrer Fernsehprogrammkonferenz beschlossen haben, dass "Zapp" 2010 nun doch nicht im Programm des Ersten zu sehen sein wird. Auf Anfrage sagt ein ARD-Sprecher zwar, eine Entscheidung sei nicht gefallen. Doch die Zahl der ARD-Quellen ist groß, die von einem negativen Beschluss in Sachen "Zapp" wissen.

Drei Ausgaben des Medienmagazins liefen bereits im Juni 2008 im Ersten. Zwischen dem 8. November und dem 6. Dezember 2009 werden dort fünf weitere "Zapp"-Ausgaben zu sehen sein. Sollte das Magazin aber 2010 ausschließlich im Dritten laufen, kann man sich den Traum von einem dauerhaften Sendeplatz im Ersten abschminken.

Weil "Zapp" auch kritisch über das eigene Haus berichtet, etwa über Nebenverdienste von ARD-Moderatoren, ist das Magazin nicht überall in der ARD wohlgelitten. Der MDR etwa beantwortet prinzipiell keine "Zapp"-Anfragen.

Die " Süddeutsche Zeitung" (SZ) will ihrem Finanzproblem, das Blatt macht 2009 voraussichtlich acht bis zehn Millionen Euro Verlust, mit einem "journalistischen Konzept" begegnen. Das beschloss der Herausgeberrat der "SZ" am Dienstag. Ein entsprechender Auftrag erging an die Chefredaktion. Offenbar plant sie, die Lokal- und Regionalberichterstattung in einem eigenen Buch zu bündeln. In Verlagskreisen heißt es, dass ein solcher Schritt mit einem Personalabbau verbunden sei. Dass ein fertiges Konzept schon zur "SZ"-Betriebsversammlung am 27. Oktober vorliegt, ist so gut wie ausgeschlossen.

So weit die Entwicklung eines Wochenmagazins von Stefan Austs Agenda Media im Auftrag der WAZ-Gruppe auch gediehen sein mag, so unklar ist, wo die Redaktion angesiedelt sein wird. Bisher sind Austs Redakteure nicht bei der WAZ-Gruppe, sondern bei Agenda Media beschäftigt, die wiederum zu 45 Prozent der NDR-Tochter Studio Hamburg gehört. Mit anderen Worten: Die Tochter eines öffentlich-rechtlichen Unternehmens entwickelt für einen privatwirtschaftlich organisierten Verlag ein Magazin. Aust ist bewusst, dass diese Konstellation problematisch ist. Auf Dauer würden die Redakteure nicht bei Agenda Media beschäftigt bleiben, sagt er. Wo sie stattdessen unterkommen sollen, ist unklar.

Zuletzt eine Korrektur und eine Meldung in eigener Sache: Bei den Effies haben Hamburger Agenturen nicht wie gemeldet fünf, sondern sechs Preise abgeräumt. Ein weiterer Silber-Effie ging an McCann Erickson . Und: Die nächste Ausgabe dieser Kolumne erscheint erst am 31. Oktober.

Kai-Hinrich.Renner@abendblatt.de