Der amerikanische Allroundkünstler Robert Wilson hat in den 80er- und 90er-Jahren die Theater- und Kunstszene Hamburgs maßgeblich geprägt.

Hamburg. Die Hansestadt ehrt Robert Wilson. Der Theater-Magier aus Texas erhält heute von Kultursenatorin Karin von Welck die "Medaille für Kunst und Wissenschaft" in der Galerie der Gegenwart, wo fünf seiner "Video Portraits" ausgestellt sind. Weitere inszenierte "Stillleben" mit den Filmdiven Juliette Binoche, Isabelle Huppert, Jeanne Moreau oder Isabella Rossellini zeigt die Sammlung Falckenberg in den Phönix-Fabrikhallen. Tiere, die Schnee-Eule "Kool" oder das Stachelschwein "Boris", wechseln sich auf den 40 Flachbildschirmen ab, fügen sich zur Galerie in Bild und Ton mit unbekannten und bekannten Modellen.

Caroline von Monaco posierte im Schattenriss für Wilson, Dita von Teere schwebt im Video so gut wie nackt drei Minuten lang auf einer Schaukel. Frauenliebling Brad Pitt zeigt sich in Boxershorts, Johnny Depp, dick geschminkt wie ein Stummfilmstar, fixiert zwölf Minuten lang den "Voyeur". Ähnlich hat der Regisseur und bildende Künstler Wilson die Schauspieler in seinen Bühneninszenierungen arrangiert, beleuchtet, bewegt und effektsicher ausgestellt: Lebende, sprechende und singende Skulpturen - bildschön, magisch, rätselhaft.

Die Hamburger hatten Glück. Sie konnten viele von Wilsons Gesamtkunstwerken sehen. Eine besondere Geschichte verbindet den amerikanischen Allroundkünstler mit dem Thalia-Theater und der Hansestadt. Begonnen hat sie 1986 mit Heiner Müllers "Hamletmaschine" im Theater in der Kunsthalle. Damals hat Wilson die Schauspielerin Annette Paulmann und ihre Fähigkeit zu hohen Vogelschreien entdeckt. Sie spielte 1990 mit Dominique Horwitz als Teufel im Welthit "The Black Rider" von Wilson und Tom Waits. Die Paulmann war auch ihre "Alice" (1992) und später noch in "Time Rocker" (1996) und "POEtry" (2000) mit der Musik von Lou Reed zu sehen.

Zweimal brachte Wilson den Parzival-Mythos auf Hamburgs Bühnen: Im Thalia 1987 mit dem behinderten Sprachgenie Christopher Knowles und 1991 in der Staatsoper Wagners Bühnenweihfestspiel - minimalistisch kühl unter dem kristallblauen Himmel von Texas. Der Opernchor revoltierte damals gegen Frida Parmeggianis Kostüme. Sie hatte die Choristen in anonyme wandelnde Lanzenspitzen verwandelt. Mit Rolf Liebermanns Musik hatte Wilson 1988 bereits "Cosmopolitan Greetings" für die Oper in der Kampnagelfabrik herausgebracht.

Die Skizzen und Zeichnungen dazu stellte die Galerie Harald Behm aus. 1992 entwarf Wilson dann die Installation "Door" - ein schmales stählernes "Tor zur Welt" - in der Binnenalster und für die Mediale 1993 eine Installation in den Deichtorhallen.

Der Raum für Kunst präsentierte Wilsons "Works 1972-92". Kunstszene und Thalia haben dem durch die Welt jettenden Kunstkosmopoliten eine zweite Heimat geboten. Hier schuf er unvergessliches Theater und Kunstwerke. Dafür dankt Hamburg Robert Wilson heute - etwas zeitverzögert - mit der hohen Auszeichnung.

Robert Wilson Video Portraits bis 10.1.2010, Sammlung Falckenberg, Phoenix Fabrikhallen, Führungen sonnabends 15-17 Uhr nach Anmeldung auch Sonderführungen sonntags und werktags möglich, nur mit Anmeldung: T. 32 50 67 62 oder besuch@sammlung-falckenberg.de