Wie oft ist Ingo Metzmacher als hamburgischer Generalmusikdirektor in den Jahren zwischen 1997 und 2005 wohl den Weg vom Dirigentenzimmer in der Laeiszhalle auf die Bühne gegangen und hat dort das Philharmonische Staatsorchester Hamburg dirigiert, das “sein“ Orchester von Anfang an nicht hatte werden wollen und das ihm keine Träne nachweinte, als er ging?

Hamburg. Ihn am Dienstagabend zum ersten Mal seit seinem unfrohen Abschied aus Hamburg wieder diesen Weg nehmen zu sehen, das war schon ein besonderer Moment. Er erweiterte sich in den folgenden zwei Stunden zu einer Rückkehr im Triumph, dem doch jede platt triumphale Geste fehlte.

Auch das Deutsche Sinfonie Orchester Berlin (DSO), zuletzt unter Metzmachers Vorgänger Kent Nagano in der Stadt, ist schon nicht mehr "seins"; nach Querelen um unbesetzte Stellen mochte Metzmacher seinen Vertrag in Berlin nicht mehr verlängern.

Umso engagierter spielten die Berliner unter Metzmachers Leitung das 3. Klavierkonzert von Beethoven und zwei denkbar unterschiedliche ungarische Meisterstücke, die es rahmten.

Solist war der 28-jährige Franzose David Fray. Der katapultierte sich zwar manchmal hübsch theatralisch fast vom Stuhl - einen Hocker verschmäht er -, und zur finalen Akzentuierung eines Staccatos riss er mehrmals die Arme wie vom Stromschlag getroffen von der Tastatur. Ansonsten aber spielte er einen schlüssigen, das Kantige wie das Gesangliche klug ausbalancierenden Beethoven. Fray übersetzte die innere Spannung dieses Werks, bei dem die Tonarten zwischen dem langsamen Satz und dem attacca folgenden Rondo geradezu schockartig aufeinander krachen, mit einer bezwingenden Logik in nuancenreichem Klang. Metzmachers Zeichensetzung bleibt dem Zuschauer zwar nach wie vor weitgehend ein Rätsel, doch agierte er hörbar mit der Dienstfreude des Opernmanns, der einem Sänger alle Hindernisse aus dem Weg räumt. Ligetis Klanggespinst "Lontano" berückte mit seinem Mysterium, den vielgestaltigen Klangdschungel von Bartóks "Konzert für Orchester" durchritten Metzmacher und seine von vielen Frauen gebildete Mannschaft ohne Furcht und Tadel.

Zugabe an die "lieben Hamburger": Korngolds Militär-Marsch, der in der Metzmacher-Ära mal in einem Silvesterkonzert erklungen war.