Wie G+J der Krise trotzt: Mit Titeln für Männer, die kochen, an Kosmetik interessiert oder “Business Punks“ sind.

Hamburg. Mut haben sie ja beim krisengeschüttelten Zeitschriftenhaus Gruner + Jahr ("Stern", "Geo"). Heute bringt der Verlag gleich drei neue Magazine an den Kiosk. Und das auch noch im vom Auflagenrückgang und Hefteinstellungen besonders gebeutelten Männersegment. So etwas gab es noch nie. Vorsichtshalber hat Gruner + Jahr aber erst einmal das Erscheinen der drei Titel auf jeweils eine Ausgabe begrenzt.

Das ist wohl ganz gut so. Denn alle drei Blätter richten sich an ein Nischenpublikum: an Herren, die sich für Brad Pitt interessieren ("Gala Men"), an Männer, die gern kochen ("Beef!") und an Geschäftsleute, die etwas mit Punk anfangen können bzw. an Punks, die etwas mit Geschäften zu tun haben ("BusinessPunk").

Grundsätzlich nicht unproblematisch ist "Gala Men". Kann ein Männermagazin funktionieren, das als Ableger einer Frauenzeitschrift daherkommt? Gibt es wirklich Männer, denen die Frage "Wie dosiert man Augencreme?" auf der Seele brennt? Und ist es von Belang, dass Titelheld Brad Pitt "kleine Falten" an den Augen hat?

Nun gut, vor ein, zwei Jahren wurde ein neuer Typ Mann entdeckt: der Metrosexuelle, der sich für Mode und Kosmetik interessiert und auch nicht davor zurückschreckt, sich zu schminken. Nur hat man von diesem Typ schon sehr lange nichts mehr gehört. Oder um es mit einem Zitat von Til Schweiger aus "Gala Men" zu sagen: "Dieses Ding vom neuen Mann ist doch Schwachsinn."

Eher an kernige Typen von altem Schrot und Korn richtet sich "Beef!" Folgerichtig trägt eine Geschichte zur Gründung eines Männerkochklubs den Titel "Kochen mit Eiern". Martialische Formulierungen finden sich in einem Text über Küchenmesser ("Zerhackter Oktopus", "Gemetzelte Kartoffeln"). Bilder toter Tiere - vom Kaninchen bis zum Thunfisch - im noch unbearbeiteten Zustand fehlen ebenso wenig wie die Information, dass die Champagnerschale des 19. Jahrhunderts "angeblich eine Nachbildung der Brust Marie Antoinettes" ist. Und die Frage "Kann man eine Frau ins Bett kochen?" wird auch beantwortet.

Aber sind Männer der ganz alten Schule auch wirklich Kochprofis? Sicherheitshalber enthält "Beef" deshalb ein Rezept für Toast Hawaii, dessen Ananas "aus der Dose kommen" muss. Wie hieß es doch in der Geschichte über den Männerkochklub? "Es gilt strengster Dosenbann."

Weniger widersprüchlich, als es zunächst scheint, ist das Magazin "BusinessPunk". Statt von irgendwelchen verelendeten Großstadtkids leitet das Blatt den Begriff "Punk" historisch korrekt von den "Sex Pistols" ab, den ersten Vertretern dieser Jugendbewegung: Bekanntlich liebte deren Erfinder und Manager, der Impresario Malcolm McLaren, die große, provokative Inszenierung.

Und genau darum geht es auch in "BusinessPunk": um den Manager als gegen den Strich gebürsteten Popstar. Folglich prangt auf dem Cover der Unternehmer Richard Branson, der Godfather dieser Spezies. Im Heft mit dem Motto "Work Hard. Play Hard" finden sich noch andere Gattungsvertreter wie Renzo Rosso, Chef des Jeans-Imperiums Diesel, oder Facebook-Gründer Mark Zuckerberg, denen der geneigte Leser nacheifern soll.

Das ist eine hübsche Idee, passt aber leider nicht ganz in die Zeit. Offenbar entstand das Konzept für "BusinessPunk" vor der Wirtschaftskrise. Denn spätestens seit dem Untergang der Investmentbank Lehman Brothers haben Manager, die sich als Popstars gerieren, keinen ganz leichten Stand.

Demut ist für diesen Berufszweig derzeit eher angesagt.