Gespenstisch heult der Wind aus den Flöten und den Streichern, mit wirbelnden Schlägen auf den Pauken und in schauerlichen Chören aus dem tiefen Blech grollen die Mächte der Finsternis: In Mussorgskis “Eine Nacht auf dem kahlen Berge“ rufen die Hexen alle Teufel dieser Welt zum Tanz.

Hamburg. Mit Rimski-Korsakows effektvoller Orchesterfantasie eröffnete das NDR Sinfonieorchester gestern ein so rauschhaft wie düster koloriertes Abokonzert.

Dessen Wiederholung heute sei nicht nur allen Liebhabern mächtigen Klangzaubers empfohlen, sondern ganz besonders jungen Mädchen, die sich in magischen Ritualen üben. In der fantastisch bildhaften und heftigen Musik auch von Sergej Rachmaninow und Franz Liszt, die die Konzertdramaturgen zu diesem spannenden Programm zusammenführten, feiert die schwarze Romantik ihre Auferstehung. Klassische Musik dieses Kalibers, und so toll gespielt, müsste auch Gothic-Fans schwer begeistern.

Vor allem aber bietet das Klavierspiel der 21 Jahre alten Deutsch-Japanerin Alice Sara Ott Anlass zu Entzücken. Selbst die ungeheure physische Energie, die Liszts Teufelsstück namens "Totentanz" erfordert, ließ sie ihre Contenance nicht verlieren. Ihr Spiel klingt kraftvoll und körperlich, in jedem Detail durchgearbeitet, wo nötig, rabiat und wo möglich, traumverloren schön. Sie ist eine hinreißend der Musik dienende Virtuosin, die auch kleine Abstimmungsunschärfen mit dem Orchester sofort korrigiert.

In Rachmaninows "Sinfonischen Tänzen" holte der Gastdirigent Alan Buribayev ein bisschen viel ausladende Gestik nach, die er sich zuvor so wohltuend versagte. Das Orchester folgte ihm willig und spielte plastisch. Die Holzbläser boten im Mittelteil des ersten Satzes wunderbares Satzspiel. Wenn die Weltennacht so lichtvoll klingt, muss sich keiner vor ihr fürchten.