Der Schauspieler hat Uwe Timms großen Hamburg-Roman bereits nach seinem Erscheinen 1993 gelesen.

Hamburg. Gute Bücher faszinieren auch beim zweiten, dritten, vierten Lesen. Dazu gehört für Gustav Peter Wöhler "Die Entdeckung der Currywurst" zweifellos. Der Hamburger Schauspieler hat Uwe Timms Novelle gleich nach ihrem Erscheinen 1993 gelesen - und ist, 16 Jahre später, ungebrochen fasziniert von ihr. So kommen, vor der Currywurstbude der Dorfschlachterei Ehlers am Großneumarkt, Erinnerungen hoch an jene früher berühmte Imbissbude mit dem Bretterverschlag, in der die Kantinenangestellte Lena Brücker angeblich das süß-scharfe Wurstgericht erfunden hat - das Hauptmotiv der Currywurst-Novelle.

Sie hat ihn gerührt, sagt Wöhler, diese Geschichte einer Frau, die in einem Harburger Altenheim auf ihr Leben zurückblickt. Die sich durchgeschlagen hat, ohne Mann, ohne Geld, durch die trostlosen Kriegsjahre und dem Leben ein Stück Glück abgerungen hat. "Und es ist nicht nur ein rührendes, sondern auch ein humorvolles Buch", sagt Wöhler und piekt mit der Plastikgabel in die dampfenden, soßengetränkten Wurststücke.

Er sei ein Vielleser, sagt Wöhler, immer schon gewesen und aktuell fasziniert von Herta Müllers "Atemschaukel". Bei Müller wie bei Timm ist es für Wöhler die Sprachkunst, die Kunst des Erzählens, die den Geschichten ihre Besonderheit verleiht. Und, zurück zur Currywurst, die Tatsache, dass vieles zwischen den Zeilen erzählt wird: "Das Buch handelt ja nicht nur von der Entdeckung einer Wurst, sondern auch von der Entdeckung der eigenen Vergangenheit." Davon, dass ein Mann mittleren Alters sich auf die Spuren seiner Kindheit begibt - und eintaucht in ein Hamburg, das längst der Vergangenheit angehört. "Wer Hamburg kennt und liebt", sagt der 1982 nach seinem Schauspielstudium zugezogene Wöhler und schiebt sich das letzte Wurststück in den Mund, "der wird beim Lesen die Stadt von einer anderen, unbekannten Seite kennenlernen".

Die Regisseurin Ulla Wagner hat "Die Entdeckung der Currywurst" im vergangenen Jahr verfilmt - weniger gelungen als das Buch, findet Wöhler. Die Hauptfigur Lena Brücker, gespielt von der "eigentlich wunderbaren" Barbara Sukowa, habe er sich anders vorgestellt. Wie gut, dass das Buch griffbereit Zuhause im Regal steht. Zum Immer-wieder-lesen.