Die Zeit läuft, am 18. Oktober ist endgültig Schluss. Dann wird das Museum für Kommunikation am Stephansplatz geschlossen.

Hamburg. 70 Jahre war die traditionsreiche "Postgeschichtliche Sammlung" in der ehemaligen Oberpostdirektion am Stephansplatz untergebracht, jetzt hat der neue Besitzer der Immobilie den Mietvertrag gekündigt. Da sich die Museumsstiftung Post und Telekommunikation, die außerdem Museen in Berlin, Frankfurt und München betreibt, nicht in der Lage sah, einen neuen Standort zu finden, war das Ende unausweichlich. Die schon vor Jahren entwickelte Idee einer Hamburger Lösung, nach der das Museum auf der Cap San Diego hätte untergebracht werden können, ist nie ernsthaft verfolgt worden.

An Zuspruch und Akzeptanz hat es dem Museum, das oft mit interessanten Sonderausstellungen punkten konnte, nie gefehlt. Etwa 30 000 Besucher haben das Haus pro Jahr besichtigt, ein Drittel davon waren Kinder. Kein Wunder, denn die Dauerausstellung rings um das weite Thema der Nachrichtenübermittlung ist vorbildlich gestaltet und beinhaltet jede Menge interaktiver Elemente.

"Die Flaschenpost ist die einfachste, aber zugleich unsicherste Art, um Nachrichten auf dem Wasserweg zu transportieren", erfährt der Besucher da zum Beispiel und kann dann am "Flaschenpostautomaten" der Künstlerin Kirsten Kaiser auch selbst aktiv werden: 2 Euro einwerfen, Flaschen samt Schreibzeug entnehmen, Nachricht verfassen, Flasche verkorken und in die Elbe werfen.

Sandra Golombek, die mit der fünften Klasse aus der Franz-von-Assisi-Schule in Barmbek das Museum besucht, hat ihre Flaschenpost nicht nur gut verkorkt, sondern auch fantasievoll geschmückt. In die Elbe werfen will sie das kostbare Stück dann doch lieber nicht. Vorläufig soll sie nur in der Badewanne schwimmen, erklärt die Zehnjährige. Ihre Klassenkameradin Sophia Prassek setzt sich derweil an einen voll funktionstüchtigen Fernschreiber und staunt darüber, wie umständlich man in der Vorcomputerzeit Nachrichten übermittelt hat.

"Hamburg verliert ein lebendiges Museum und ein Stück der eigenen Geschichte", sagt die Leiterin Elke Schneider, die zurzeit viel Besuch von Kollegen bekommt, die sich wertvolle Objekte als Leihgaben für ihre Häuser sichern wollen. "Wir sind unter anderem mit dem Internationalen Maritimen Museum, dem Hafenmuseum und dem Hamburgmuseum im Gespräch", sagt Schneider, die dazu einlädt, das sterbende Museum noch ein letztes Mal zu besuchen. Es gibt viel Programm, und auch der Flaschenpost-Automat bleibt bis zum Schluss in Betrieb.

Museum für Kommunikation: noch bis 18.10., Gorch-Fock-Wall 1, Di-Fr 9-17, Sa/So 10-18 Uhr.