Der sehenswerte Sat.1-Film bezieht seine Spannung aus den gegensätzlichen Charakteren der Hauptfiguren.

Krimi: Schatten der Gerechtigkeit. 20.15 Uhr Sat.1

"Auf den ersten Blick mag 'Schatten der Gerechtigkeit' als die Suche nach einem Serienmörder erscheinen", sagt Stefan Kolditz, Autor und Grimme-Preisträger. "Doch die entscheidende Frage, die mich beim Schreiben des Drehbuchs interessiert hat und jeden von uns beschäftigt, ist: Was ist, wenn Recht und Gerechtigkeit auseinanderfallen, und welchen Preis sind wir dann bereit, dafür zu zahlen?" Und wie ist es vor allem, wenn zwei Polizisten diese Frage für sich völlig unterschiedlich beantworten? Denn genau daraus bezieht der sehenswerte Sat.1-Thriller seine Spannung. Zumal die Besetzung der beiden Hauptrollen für viele sicherlich auch erst einen zweiten Blick erfordert, um sich nicht vorschnell ein Urteil zu erlauben.

Während Richy Müller die Rolle der eigenwilligen Polizeilegende Edgar Feindt doch ziemlich passgenau ins Drehbuch geschrieben worden ist, muss man bei der Besetzung der knallharten und kompromisslosen Polizistin Maria Teiss erst einmal auf Yvonne Catterfeld kommen. Mit speziellem Kampftraining hat sich die einstige "GZSZ"-Darstellerin auf ihren Einsatz als toughe Berliner Kommissarin vorbereitet. "Dreimal je vier Stunden, in denen ich durch die Ecken gescheucht, an die Wände geklatscht und erwürgt wurde", sagt sie. "Und quasi zur Begrüßung durfte ich Richy Müller gleich über meinen Rücken schmeißen. So haben wir uns kennengelernt, da war das Eis gebrochen."

Bei den Dreharbeiten ist die 29-Jährige dann ungewollt auf die Bettkante geknallt und handelte sich reichlich blaue Flecken ein. "Das gehört dazu", sagt sie. Wohl auch deshalb spricht Richy Müller von einer "ausgesprochen professionellen Zusammenarbeit, da sich zu ihrer sehr weiblichen und feenhaften Erscheinung eine große innere Kraft und Nehmerqualität gesellt".

Während Catterfeld gereizt hat, "eine Frau zu spielen, die man von mir nicht erwartet, die ich jedoch ganz gut kenne", setzte Richy Müller auch auf das Mitwirken von Regisseur Hans-Günter Bücking: "Ich habe bereits mehrfach mit ihm gedreht. Wichtig war, dass er auch für die Bildgestaltung verantwortlich war. Denn Film ist in erster Linie Sprache der Bilder."

Ein guter Film braucht aber auch noch weitere Beigaben wie Verzweiflung (von ohnmächtigen Ermittlern) und Verwirrung (über die moralische Aufrichtigkeit der Mitspieler). Und knappe Dialoge, die Dinge auf den Punkt bringen.

Maria: "Wir haben Dienstvorschriften." Edgar: "Und? Es gibt nicht nur einen Weg, der zum Ziel führt." Maria: "Du hast recht - zwei: einen richtigen und einen falschen." Edgar: "In deiner Welt vielleicht. Nicht in meiner."

Zur Story: Die ehrgeizige Polizistin Maria Teiss wird überraschend versetzt. Sie soll nicht nur mit ihrem ehemaligen Ausbilder - und Geliebten - Edgar Feindt einen mehrfach gesuchten Kinderschänder überführen, sondern auch Feindt selbst ausspionieren. Denn wenige Tage zuvor wurde dessen Partner Henry erschossen. Ob es sich dabei um Selbstmord oder Mord handelt, ist ungeklärt. Genau wie die Frage, ob nicht sogar Edgar selbst etwas mit dem Tod seines Partners zu tun hat.

Spannung bis zum Sch(l)uss.