Erbschleicher sind im Ohnsorg meist komisch. In Frank Grupes Hauptmann-Inszenierung “Ehr de Sünn ünnergeiht“ (Vor Sonnenuntergang) agieren sie echt bösartig.

Hamburg. Die Kinder des reichen Großbürgers Mathias Clausen (Joachim Bliese) toben: Der Witwer hat sich in die 50 Jahre jüngere, "unstandesgemäße" Kindergärtnerin Inken Peters (Sonja Stein) verliebt: Sie zittern um Firma und Vermögen und lassen den Vater entmündigen.

Hauptmanns raffgierig-skrupellose Sippe passt in unsere Zeit. Dass sie Platt spricht, eher nicht. Doch Regisseur Frank Grupe gewinnt durch die "verfremdete" Sprache dem infamen Familien-Clan sowie Clausens Freunden und Feinden satirische Züge ab, zumal das groß aufgebotene Ohnsorg-Ensemble glänzende Charaktertypen und Psycho-Studien liefert. Allen voran Blieses Clausen. In den Ausbrüchen und der im Suizid endenden "Wahnsinnszene" erreicht er die Größe eines "König Lear". Starker Tobak für die Schwank-Bühne.

Ehr de Sünn ünnergeiht bis 13.11., Ohnsorg, T. 35 08 03 21