Farinelli nannte sich der berühmteste Kastrat des 18. Jahrhunderts, der einst das höfische Neapel in Hysterie versetzte.

Hamburg. Als der Countertenor Max Emanuel Cencic die Saison der NDR-Reihe "Das Alte Werk" in der Laeiszhalle eröffnete, roch man Farinellis Perückenpuder, mochte Cencic auch im heutigen bronzefarbenen Anzug auftreten: Bruchlos weich klang diese Stimme, mühelos perlten die Koloraturen.

Begleitet von einer üppigen, dunkel grundierten Continuogruppe mit Hubert Hoffmann am Chitarrone, Francesco Galligioni am Cello und Erich Traxler am Cembalo, sang Cencic weltliche italienische Kantaten, die Anfang des 18. Jahrhunderts als Ersatz für die verbotene Oper dienten. Die heiteren Werke von Antonio Caldara nahm Cencic zurückhaltend, mit recht einheitlicher Dynamik und schnellem Vibrato. Bei dem harmonisch kühneren, weit dramatischeren Domenico Scarlatti veranstaltete er mit Gesten und Übergängen ein klitzekleines bisschen Oper.

Die Blockflötistin Dorothee Oberlinger krönte einige Arien mit ihren virtuosen Girlanden und spielte zwei Sonaten mit Continuo. Jeder Phrase und jeder Wendung gab sie einen Sinn. Das war Musik als Klangrede im schönsten, aufregendsten Sinne.