Der Schwede an sich ist ein friedliebender Mensch. Er mag Kinder und Ikea-Möbel, liebt seinen Volvo und sein Holzhäuschen am See, das er vorzugsweise in Sonnenblumengelb oder Ochsenblutrot streicht.

Hamburg. Und der Schwede mag Kriminalromane. Vor allem: Er schreibt Kriminalromane. Nur etwa neun Millionen Menschen leben in dem nordischen Land. 60 Prozent der schwedischen Belletristikproduktion aber sind Krimis. Man könnte meinen, jeder Schwede, nimmt er nur einen Griffel in die Hand, schreibt über Mord und Totschlag. Das Hoch im Morden.

Und wer liest die schwedischen Krimis? Die Deutschen. Seit den Zeiten von Sjöwall/Wahlöö mit ihrem Kommissar Beck boomt der Krimi aus dem Drei-Kronen-Land. Wobei dessen Bestsellerautoren - heißen sie nun Henning Mankell, Håkan Nesser, Stieg Larsson oder Åke Edwardson, Liza Marklund, Camilla Läckberg oder Helen Tursten - wahrlich keine erbaulichen Geschichten schreiben, sondern dunkel dräuende, schwermütige und gewalttätige. Das Böse, so scheint's, ist in Bullerbü zu Hause.

Den Deutschen gefällt's. Vielleicht gibt es ja eine Seelenverwandtschaft zwischen Schweden und Deutschen - beide jedenfalls schätzen offenbar das Dunkle, das Depressive à la Wallander, das die Krimis durchzieht wie ein kollektiver Geist, dem Lemming gleich, der sich (fiktiv) in die Tiefe stürzen möchte.

Die geheime Lust am Untergang. Am innigsten lässt sie sich für die Deutschen offenbar dann leben, wenn eine tief stehende Sonne liebliche skandinavische Landschaften und hölzerne Hütten in güldenes Licht taucht.

So jedenfalls schauen sie aus, die meisten Cover, die schwedische Kriminalromane zieren. Hinter der Idylle verbirgt sich das Grauen. Ein Kitzel, der den finalen Kaufreiz auslöst. Pawlow ist nichts dagegen.

Den Schweden schert's wenig. Spätestens in der dunklen Jahreszeit zieht er sich, dezent melancholisch gestimmt, in sein angestammtes Holzhaus zurück. Was er dort macht? Er schreibt einen Kriminalroman. Vermutlich einen Bestseller.

Sie finden ihn demnächst in der Buchhandlung Ihres Vertrauens.