1000 Fachvertreter der Branche waren beim Reeperbahn-Festival, darunter viele internationale Gäste

Hamburg. Die Geburt des Reeperbahn-Festivals im Jahr 2006 war schwer genug. Trotz 200 Bands, darunter fast die komplette Hamburger Pop-Szene mit Tomte, Tocotronic, Die Sterne, Deichkind und vielen anderen, kauften sich damals nur 2000 Fans ein Kombiticket, zusammen mit den verkauften Tagestickets kam die Premiere nur auf knapp 9000 Besucher.

So manche Band spielte vor Türstehern und Tresenpersonal. Dementsprechend mau war das mediale Aufsehen, stattdessen hagelte es Kritik: zu teuer, zu weite Entfernungen zwischen den Klubs, zu wenig bekannte Bands.

Vier Jahre später sind die Startschwierigkeiten längst vergessen: "Ich hatte noch das alte Image vom Rotlicht-Bezirk im Kopf, doch was ich hier erlebt habe, sprüht vor Kreativität und Jugendlichkeit. Und das Programm des Reeperbahn-Festivals hat seit seinem Beginn wahrlich einen Quantensprung in Sachen Qualität vollzogen", urteilte der "Irish Times"-Autor Jim Carroll, der zu den profundesten Kennern der europäischen Festivalszene zählt und einer der 17.000 Besucher war, die am vergangenen Wochenende zu 150 Bands strömten - Bands, von denen die meisten vorher nur Insidern ein Begriff waren.

Das Festival-Konzept, ein Paradies für die Entdecker der Bands von morgen zu sein, hat sich etabliert, nicht nur bei den Fans der ersten Reihen, sondern auch bei 1000 akkreditierten Fachvertretern der Musikbranche, die sich tagsüber auf dem Reeperbahn Campus über Marktschwierigkeiten und -Chancen austauschten und abends in die Klubs zogen. Dementsprechend stark waren die deutschen Medien anzutreffen: WDR, NDR, RTL, Sat1, ProSieben, Arte und Spiegel TV sowie die wichtigsten regionalen und überregionalen Tageszeitungen und Magazine.

Auch international hat das Reeperbahn-Festival an medialer Strahlkraft gewonnen. Zahlreiche Journalisten aus den USA, Großbritannien, Skandinavien, sogar aus Japan, Südkorea und Singapur waren nach Hamburg gekommen, um den Kiez für renommierte Musikmagazine wie "Rolling Stone", "Filter" und "Music Week" zu beobachten. Das Fazit: enthusiastisch.

"Das Reeperbahn-Festival gibt einem die großartige Möglichkeit, eine Menge Klubs, Theater und Bars zu besuchen und dabei hervorragende Bands zu erleben - ich habe nur gute, geradezu inspirierende Konzerte gesehen, was für ein exzellentes Organisationsteam spricht", fasste der dänische "Politiken"-Musikredakteur Erik Jensen seine Eindrücke zusammen - Dänemark gilt als die aufsteigende Pop-Exportnation schlechthin und ist traditionell jedes Jahr mit vielen Bands auf dem Reeperbahn-Festival vertreten.

Auch John Gammon vom britisch-amerikanischen Branchenmagazin "Pollstar" - weltweit wichtigstes Medium der Konzertindustrie - zeigte sich beeindruckt: "In der Zeit, in der die Absage der Popkomm den größten europäischen Musikmarkt ohne internationale Plattform zurückließ, hat Hamburg die Lücke mit dem Campus geschlossen. Das Festival wird jedes Jahr besser - ich hatte viel zu wenig Finger, um all die tollen Konzerte zu zählen, die ich gesehen habe".

Reeperbahn-Campus-Projektleiter Detlef Schwarte ist dementsprechend zufrieden mit dem internationalen Echo: "Dieses Wochenende war sicher das vielfältigste, anregendste und damit wichtigste Ereignis des Jahres für die Musikwirtschaft in Deutschland".