Hasnain Kazim (34) ist Südasien-Korrespondent für den “Spiegel“ im pakistanischen Islamabad, aber aufgewachsen ist er im Alten Land.

Hamburg. Über seine Kindheit hinterm Deich hat er jetzt ein vergnügliches Buch geschrieben, das auch nachdenklich macht: "Grünkohl und Curry" erzählt von einer Zeit, als "Integration" noch politisch unentdeckt und praktisch "handgemacht" war.

Sein Vater Hasan war in Karatschi von der Bremer Reederei Hansa angeworben worden und begann 1974 in Grünendeich seine Kapitänsausbildung. Seine Frau Nasreen folgte bald, in Schlaghosen, Hippie-Bluse und hochschwanger. Eigentlich träumte sie von London, fand das Alte Land aber schön.

Ein bisschen naiv? "Ja", sagt Hasnain und lacht. "Heute würde sie das sicher nicht mehr so machen." Doch damals zogen Tausende junger Backpacker gen Afghanistan oder Indien. Dass es auch umgekehrt eine große Begeisterung für die westliche Freiheit geben könnte, hatte im Alten Land nur keiner erwartet. Dennoch wurde das junge Paar von den deutschen Nachbarn warm aufgenommen. Als Hasnain Kazim in Oldenburg zur Welt kam, wurde sein zweiter Vorname Niels. Das Ausländeramt in Stade wollte die Kazims erst nur aus "Entwicklungshilfe-Gründen" dulden: Deutschland sei "kein Einwanderungsland" (obwohl es den Vater angeworben hatte). Nachbarn, Freunde, Lehrer und der Pastor erreichten erst 1990 durch Petitionen und Unterschriftenlisten, dass die Kazims eingebürgert wurden.

Heute haben Terrorgefahr und Sicherheitsdenken wohl auch die Unschuld des Alten Landes überformt. Aber den Altländern wird hier ein kleines Denkmal gesetzt: Ihre bodenständige Offenheit und Hilfsbereitschaft waren als Integrationshilfen entscheidender als staatliche Programme oder politische Fensterreden.

Hasnain Kazim ist berufshalber gerade mit seiner deutschen Frau nach Islamabad gezogen, aber seine Eltern leben immer noch im Alten Land. Seine erste Lesung aus seinem Buch in Stade war "eine Art Klassentreffen", sagt er. Sein Spitzname ist dort immer noch Hansi.

Hasnain Kazim : Grünkohl und Curry, dtv, 260 S., 14,90 Euro; Lesung 29. September, in der Heinrich-Heine-Buchhandlung am Grindel, 20 Uhr, Eintritt 5 Euro.