Wie Hamburger Werbeagenturen für CDU, FDP und Grüne trommeln.

Hamburg. Das Erste, was Michael Weigert von Guido Westerwelles Entourage sah, waren zwei Personenschützer. Die beiden Bodyguards inspizierten seine Agentur weigertpirouzwolf im Eimsbütteler Waterloohain. Erst danach begab sich der FDP-Parteichef, der unten im Auto gewartet hatte, in die Agenturräume.

Dass politische Parteien keine ganz normalen Kunden sind, merkten Weigert und seine Truppe schon zu Beginn ihrer Zusammenarbeit mit den Liberalen. Mittlerweile hat die Agentur für die Liberalen Bürgerschaftswahlkämpfe in Hamburg und Bremen bestritten. Bei der Bundestagswahl 2009 trommeln die Eimsbütteler online für die FDP.

Sie sind nicht die einzige Hamburger Agentur, die sich im zu Ende gehenden Bundestagswahlkampf engagiert. Reins Classen aus Harvestehude wirbt ebenfalls für die FDP. Die Agentur soll mit speziellen Motiven - wie der Rückansicht einer Lederjacke mit dem Spruch "Sex and Jobs and Rock'n Roll" - junge, großstädtische Milieus ansprechen. Für die CDU sind die Agenturen Kolle Rebbe und Shipyard unterwegs. Sie haben den Wahlslogan "Wir haben die Kraft" erdacht.

Ein Spezialfall ist die Hamburger Agentur Zum goldenen Hirschen, die den Wahlkampf für die Grünen von ihrer Berliner Niederlassung führen lässt. An der Entwicklung der Motive und des Wahlslogans "Aus der Krise hilft nur Grün" waren aber auch Hamburger Werber beteiligt.

Alle Agenturen wissen, dass, wer für Parteien wirbt, nicht nur mit dem Besuch von Personenschützern rechnen muss. "Man kann als Nichtraucher auch schon mal für Marlboro werben", sagt Michael von Bach von der Agentur der Freidemokraten, Reins Classen. "Es ist mir aber unmöglich, für eine Partei eine Kampagne zu entwickeln, hinter der ich nicht persönlich stehe."

Folglich identifizieren sich die Werber, die den Etat einer Partei betreuen, weitgehend mit deren Zielen. Stephan Rebbe und Stephan Garbe von den CDU-Agenturen Kolle Rebbe und Shipyard besitzen das CDU-Parteibuch. Dass eine Agentur heute für die eine und morgen für eine andere Partei wirbt, ist selten und geschieht nur, wenn die betreffenden Parteien demselben politischen Lager angehören. So war die Agentur Zum goldenen Hirschen, die seit 2002 für die Grünen wirbt, 2008 auch für den Landtagswahlkampf der hessischen SPD verantwortlich. Die Agentur, die auch für Bundesministerien wirbt, erzielt ein Viertel ihrer Umsätze mit politischer Werbung.

Noch viel höher dürfte dieser Anteil bei der kleinen Neun-Mann-Agentur Shipyard aus dem Schanzenviertel sein. Seit den Hamburger Bürgerschaftswahlen 2001 arbeitet sie für die CDU.

Für die Bundestagswahlen wird ihr stets eine große Agentur zur Seite gestellt. Es ist wohl kein Zufall, dass es diesmal Kolle Rebbe ist. Dort hat man nämlich erkannt, dass "die normale Werbung sich immer mehr auf die politische Werbung zubewegt", wie Geschäftsführer Dominic Veken sagt. "Am erfolgreichsten sind die Marken, die für bestimmte Ideale stehen." Wie etwa das irgendwie politisch korrekte Erfrischungsgetränk Bionade, für das Kolle Rebbe auch wirbt.

Den Vorwurf, ihr Slogan "Wir haben die Kraft" sei ebenfalls im Irgendwie stecken geblieben, wollen die CDU-Werber nicht gelten lassen. Er sei einer Regierungspartei würdig und nicht wie die Werbesprüche der politischen Gegner - "Unser Land kann mehr" (SPD); "Deutschland kann es besser" (FDP) - aus der Perspektive von Oppositionsparteien entwickelt worden.

Ein Politiker hätte es nicht schöner sagen können. Ähneln sich Parteien und Agenturen mit der Dauer ihrer Zusammenarbeit immer mehr? Bei seinem zweiten Besuch bei der FDP-Agentur weigertpirouzwolf kam Westerwelle übrigens ohne Personenschützer.