Sich bei Martin Tingvall in die Nesseln zu setzen ist ganz einfach. Man muss dem jungenhaft-netten Pianisten aus Schweden bloß sagen, dass man seine neue Platte “Vattensaga“ mag - und sie im Ganzen doch sehr lieblich findet.

Hamburg. Dann stellen sich Tingvall, 35, die blonden Strubbelhaare noch mehr auf, und er hebt zu einer charmant-feurigen Gegenrede an. In der er die Liebe zum musikalisch Schönen verteidigt und beteuert, es ginge auf dem neuen Album des nach ihm benannten Trios doch auch wild zur Sache. Tatsächlich schäumt bei Tingvalls wie von einer Zauberfee der Melodie inspirierten Themen das Temperament auch mal über, aber schön anzuhören ist die Musik noch in ihren Ausbrüchen.

"Vattensaga" ist das dritte Album des Tingvall Trios, das der Pianist mit dem kubanischen Meisterbassisten Omar Rodriguez Calvo, der wie er in Hamburg Wohnung genommen hat, und dem Schlagzeuger Jürgen Spiegel betreibt. In ungezählten Konzerten hat sich die Band einen Gruppensound erspielt, der zum tapfer ertragenen Leidwesen des Chefs unweigerlich Vergleiche mit dem legendären schwedischen Klaviertrio e.s.t. auslöst.

Auch das Tingvall Trio musiziert wie aus einer Seele, doch noch gesanglicher, hymnischer, zuweilen pathetischer als e.s.t. Tingvall nutzt seine ungewöhnliche Begabung zur Melodie auch als Songschreiber für Udo Lindenberg und Gunter Gabriel. "Aber das Trio ist meine Herzenssache." Den vielen überraschend jungen Fans dieser Band geht es wohl genauso.

Tingvall Trio: Vattensaga (Skip)