Drei Männer allein im Wald. Nach einem Unfall stecken sie im Auto, zwischen Bäumen eingekeilt, in der Falle. Die Türen lassen sich nicht öffnen, das Schiebedach klemmt, die Hupe versagt. Kein Entkommen.

Hamburg. Das ist die Ausgangssituation im österreichischen Film "Immer nie am Meer" von Antonin Svoboda. Sein Landsmann Dominique Schnizer hat das Kinokammerspiel in Bernd Steets' Theaterfassung für das Rangfoyer im Deutschen Schauspielhaus inszeniert.

Es funktioniert in der Mischung aus angedeuteter Spielsituation und Videofilm sogar noch besser: Als tragikomische Farce am Rande zum Endzeit-Kabarett, bei der einem das Lachen langsam, aber sicher vergeht.

Denn was tun diese drei Typen in der Krisensituation? Wie die meisten Leute machen sie einfach weiter und hoffen, dass es sie schon nicht erwischen wird und rechtzeitig Hilfe kommt. Erst kabbeln sich der Herr Professor (Jürgen Uter) und sein Prolo-Schwager (Hanns Jörg Krumpholz). Dann fühlt sich der Mitfahrer und Kleinkünstler Schwanenmeister (mit Elvis-Tolle, Cowboyhemd und Gitarre: Martin Pawlowsky) zu Ergüssen über seinen Pubertätssex bemüßigt. Als er pinkeln muss, wird die Situation noch peinlicher.

Die Hilfe lässt auf sich warten. Da erscheint ein Junge (Timur Carstensen) - allerdings nur im Film. Ist er nur eine Wunschprojektion der müden, auf Rettung hoffenden "Helden"? Der Regisseur nützt Marcel Didolffs Video nicht nur als Dekoration, sondern auch dramaturgisch, um der zu Anfang eher vordergründigen Situationskomik eine tiefere Dimension hinzuzufügen. Der Knabe wächst ins Riesenhafte wie Gulliver, beobachtet und behandelt die zunehmend verzweifelnden Männer wie Spielzeugfiguren. Er scheint sich stellvertretend für die junge Generation an den fatalistischen und selbstgerechten Versager-Vätern rächen zu wollen. Sie lassen endgültig ihre Masken fallen: Der Biedermann entpuppt sich als Kameradenschwein und der "Möchtegern-Elvis" als angeschwulter Galgenhumorist. Das Darsteller-Trio, präzise und pointiert die Charaktergegensätze ausspielend, und der Regisseur schenken sich und dem Publikum nichts an Kläglichkeit und Komik in dieser Grenzsituation.

Sie und Schnizer beweisen: Abwarten und Hoffen führt im Wienerwald wie auch im Sachsenwald zur Katastrophe.

Immer nie am Meer 28.9., 2./5.10., 20 Uhr, Rangfoyer des Deutschen Schauspielhauses, Karten: T. 24 87 13